Urlaub mit den Kindern – Start auf Gran Canaria
19.08.23, Gran Canaria – Puerto de Mogán, Tag 1143, 6364 sm
Ihr habt jetzt eine ganze Weile nichts mehr von Bord der BIJOU gehört. Der Grund war, wir haben Urlaub mit unseren Kindern gemacht!
Drei Wochen waren Kathi, Matze, Greta und Hannes an Bord und haben mit uns den Süden von Gran Canaria, La Gomera und Teneriffa bereist. Es waren wunderschöne Tage, an denen wir sehr viel Spaß und abwechslungsreiche Erlebnisse hatten.
Und für Geli und mich war es ganz besonders, unsere beiden Enkelkinder wieder bei uns zu haben.
Wir hatten mit den Kindern verabredet, dass sie in Puerto de Mogán im Südwesten von Gran Canaria zu uns an Bord kommen. So sind Geli und ich von Las Palmas aus nach Puerto de Mogán gesegelt und haben in der schönen, aber auch sehr engen Marina noch einen Liegeplatz an der Kaimauer bekommen.
Nachdem wir die BIJOU mit Mooring- und Heckleinen bei Hochwasser vertäut hatten, brachten wir unsere Gangway aus, um sicher an Land zu kommen. Als das Wasser aber immer weiter fiel, ragte unsere Gangway bei Niedrigwasser steil in den Himmel. Ein an oder von Bord kommen war jetzt unmöglich. Der Tidenhub beträgt hier fast 2 m! Erst jetzt haben wir verstanden, warum an jedem Mooringplatz eine Leiter an der Kaimauer angebracht war. Mit einer der Achterleinen musste man die BIJOU so nah wie möglich an die Kaimauer ziehen und dann einen großen Schritt auf die Leiter machen – wieder etwas dazugelernt.
Am nächsten Tag kamen dann die Kinder mit dem Bus vom Flughafen nach Puerto de Mogán. Für die ersten Tage war erst einmal Ankommen und Relaxen am Strand angesagt. Bei Temperaturen von über 35° C konnte man es im 25° C warmen Wasser stundenlang aushalten. Ein wahres Paradies für unsere Wasserratte Greta.
Puerto de Mogan ist vielleicht der schönste von einer ganzen Reihe von Badeorten an der Südwestküste. Der Ort wurde architektonisch ansprechend gestaltet und besteht vornehmlich aus weißen, kubischen Häusern mit bunten Rändern, die um mehrere künstliche Kanäle herum angelegt und mit vielen Pflanzen begrünt wurden, was dem Ort auch den Spitznamen „Klein Venedig“ einbrachte.
Da es jetzt von Tag zu Tag immer wärmer und es bei fast Windstille kaum noch auszuhalten war, wollten wir nach La Gomera übersetzen. Dazu braucht man aber ein passendes Wetterfenster. Auch wenn hier an der Südwestküste von Gran Canaria selten ein frischer Wind weht, heißt das noch lange nicht, dass die Passagen zwischen den Inseln besegelt werden können.
Die Inseln sind allesamt Vulkaninseln mit beachtlich hohen Bergen, wobei der Teide auf Teneriffa mit fast 4000 m der höchste Berg der Canaren ist. Diese einzigartige Topografie führt dazu, dass der Wind zwischen den Inseln kanalisiert und beschleunigt wird. In der Folge gibt es zahlreiche Stellen, die in nautischen Unterlagen als sogenannte Beschleunigungszonen (Acceleration Zones) deklariert sind. Für uns Segler bedeutet dies, dass wir hier sehr genau mit der Törnplanung verfahren müssen. Kommt man aus dem Windschatten der Südwestküste, kann der Wind innerhalb einer Seemeile von wenigen Knoten auf über 30 kn und mehr zulegen und dabei die Windrichtung um 180 ° ändern. Dabei dürfen wir auch nicht vergessen, wir segeln hier im Seegebiet eines offenen Ozeans, was in Kombination mit viel Wind durchaus auch einen beachtlichen Seegang hervorbringen kann.
Am Donnerstag tat sich dann das Wetterfenster auf. Mit einem Zwischenstopp auf Teneriffa in der Marina del Sur – Las Galletas ging es am nächsten Morgen weiter nach San Sebastian de La Gomera.
Die Überfahrt war dann wie befürchtet doch ruppiger als vorhergesagt. Gut, dass wir vor der Südwestspitze von Gran Canaria schon das 2. Reff im Großsegel und die kleine Fock gesetzt hatten. Wir waren noch nicht ganz aus dem Windschatten der Insel, nahm der Wind auf 30 kn zu, angesagt waren um die 20 kn. Als dann auch die Wellen immer höher wurden, beschlossen wir das Groß zu bergen und nur mit der Fock und Motorunterstützung weiterzufahren. So konnten Greta und Hannes ihren „Transfer-Schlaf“ in Ruhe genießen.
Nach knapp 8 Stunden und 50 sm kamen wir nachmittags in Las Galletas an. Der Yachthafen ist sicherlich nicht der Schönste, aber für einen Zwischenstopp allemal zu empfehlen.
Die Kinder waren froh, wieder festen Boden unter den Beinen zu haben und ich musste mich erst einmal ausruhen, da ich die ganze Überfahrt mal wieder die BIJOU von Hand steuern musste. Das Problem mit dem Autopiloten, das uns schon seit der Überfahrt von Fuerteventura nach Gran Canaria begleitet, ist immer noch nicht gelöst, obwohl ich in Las Palmas den elektrischen Gyrokompass ausgetauscht hatte. Nach wie vor bekommt der Autopilot falsche Kompassdaten. Hier muss ich auf La Gomera unbedingt Abhilfe schaffen.