Urlaub mit den Kindern – La Gomera
03.09.23, La Gomera – San Sebastian, Tag 1158, 6439 sm
La Gomera war der Wunsch unserer Kinder für diesen Urlaub. Deshalb hatte ich schon im Vorfeld bei der Marina La Gomera – der einzigen Marina für Segelyachten auf der Insel – nach einem Liegeplatz angefragt. Wir waren sehr froh, dass wir umgehend eine Reservierungsbestätigung für 14 Tage bekamen, ist der Hafen gerade in der Hochsaison doch sehr stark angefragt und die Anzahl der Liegeplätze sehr begrenzt.
Nachdem wir in den ersten Tagen die „Inselhauptstadt“ San Sebastian erkundet hatten, lässt sich die Insel nur mit einem Mietwagen (alternativ mit dem Bus) erkunden. Direkt am Fähranleger gibt es ein paar Autovermietungen. Hier wurden wir fündig und bekamen für eine Woche einen Fiat 500 L Mini Van, in dem wir alle Platz fanden (einschließlich Kindersitz für Hannes).
San Sebastian selber ist eine Kleinstadt, die für uns Segler alles bereithält, was man so zum Leben braucht. San Sebastián, eine ruhige, unaufgeregte Stadt mit einer langen Geschichte. Die Stadt ist voll mit typischen kleinen Häusern, die einen schönen Kontrast zu den modernen Verwaltungsgebäuden bilden. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt stehen in Verbindung zu den Aufenthalten von Christoph Kolumbus auf der Insel, auf seinen Reisen nach Amerika im Rahmen der Eroberung der Neuen Welt. Der Festungsturm Torre del Conde aus dem 15. Jahrhundert ist in perfektem Zustand erhalten geblieben.
Aber der eigentliche Reiz dieser Insel ist ihre Landschaft. Tief eingeschnittene Täler mit schroffen Felsen, hier und da durchsetzt mit kleinen Plateaus, kennzeichnen das Aussehen der Insel.
Der “Parque Nacional de Garajonay”, ein fantastischer Mischwald im Herzen von La Gomera, ist ein “Muss”. Sein Lorbeerbestand, ein Relikt aus alten Zeiten, ist nur noch auf La Gomera, einigen Kanareninseln, auf Madeira und den Azoren nennenswert anzutreffen. Gespeist wird der Wald durch die feuchten Passatwinde. Sie kondensieren in den Bergen zu Wolken und versorgen die Pflanzen über stetige Tröpfchenbildung mit Wasser.
Will man die Insel wirklich „erleben“, muss man sie zu Fuß erschließen. Unzählige gekennzeichnete Wanderwege durchziehen die Insel. Von leicht bis sehr anspruchsvoll ist alles dabei.
Die erste Tour führte uns auf die Westseite der Insel an den Badeort La Calera im Tal Valle Gran Gray. Das Valle Gran Rey, ein in Grün getauchtes Tal, erstreckt sich imposant aus der Hochebene von Arure bis hinunter zum Meer. Allein die Fahrt hierher war schon atemberaubend. Über unzählige Serpentinen ging es hinauf zur Hochebene und wieder hinunter zum Meer. Hinter fast jeder Kehre taten sich wieder und wieder imposante Blicke auf.
Seit den 70er Jahren entwickelte sich das “Tal des Großen Königs” vom Treffpunkt der Flower-Power-Generation zum touristischen Zentrum von La Gomera, ohne dabei den alternativen Charme von damals ganz aufzugeben.
So entstanden in den Küstenorten La Calera, La Playa, Borbalán, La Puntilla und dem Hafenort Vueltas zahlreiche Apartments, Ferienhäuser und Hotels, die sich dezent in die Landschaft einfügen.
Und wenn man schon in einem der Badeorte ist, muss man sich auch mal im Wasser abkühlen. Kleine Buchten mit pechschwarzem Sand oder Kiesel laden zum Baden ein.
Nach dieser Erfrischung stand noch eine Wanderung zu einem Wasserfall an. Vom Parkplatz aus ging es direkt an einem Flussbett, teilweise durch den Fluss stetig bergauf. Der Weg wurde ständig schmaler und es ging über Stock und Stein. An einer Stelle mussten wir uns an einem Seil von einem Felsplateau auf das nächste ziehen. Nach knapp einer Stunde erreichten wir einen ersten kleinen Wasserfall. Da der Weg auf den glatten Felsen immer rutschiger wurde, brachen Geli und ich hier die Tour ab. Kathi und Matze mit Greta voran sind dann noch bis zu dem eigentlichen Wasserfall geklettert. Spätestens hier haben wir die erste Lektion erteilt bekommen: Wanderungen nur mit unseren guten Wanderschuhen!
Als die Kinder wieder bei uns eintrafen musste Greta sich erst einmal erfrischen.
Von diesem Ausflug geschafft, ging es wieder zurück zur BIJOU. Das war schon einmal ein guter Einstieg und macht Lust auf mehr.
Unser zweiter Ausflug ging dann in den Parque Nacional de Garajonay. Dieser Lorbeerwald hat schon etwas Besonderes. In der fast lautlosen Einsamkeit, die oft von nebelartigen Wolkenfetzen durchweht wird, stellt sich eine wundersame Verbundenheit mit dem noch unberührten Urwald ein. Fast jeder Baum ist bis in seinen Gipfeln mit Moosen, Flechten und Farnen bewachsen und verleiht dem Wald etwas Mythisches.
Als wir aus dem Auto stiegen, haben wir gleich die zweite Lektion erteilt bekommen. Als wir in San Sebastian losfuhren hatten wir über 30° C, hier zeigte das Thermometer gerade mal 18° C an. Da wir keine warmen Jacken dabeihatten, mussten wir halt ein wenig schneller laufen, damit es uns wieder warm wurde. Von nun lagen Wanderschuhe und Strickjacken ständig im Auto!
Die dritte Tour führte uns nach Agulo. Die Stadt wird als „Bombón“ von La Gomera bezeichnet.
Im Norden von La Gomera, etwas mehr als eine halbe Autostunde von der Hauptstadt entfernt, liegt eine Stadt, die aufgrund ihrer Schönheit auch als „die Liebste von La Gomera“ getauft wurde. Das ist Agulo, ein riesiger Aussichtspunkt, der vom Grün seiner Felder über dem Atlantischen Ozean gefärbt ist, eine bezaubernde Stadt, die mit Sorgfalt und Aufmerksamkeit gepflegt wird, mit Kopfsteinpflasterstraßen und gut renovierten und restaurierten Bilderbuchhäusern.
Von hier aus hatte Matze sich für uns einen Küstenwanderweg ausgesucht, der hinab zu einer kleinen Bucht mit Kapelle führte. Schon der Abstieg war spektakulär. Über einen sehr gut angelegten Pfad ging es steil bergab.Wir waren, bis auf Greta, die uns immer wieder vorauseilte schon vom Abstieg geschafft, geht dass doch für uns Flachlandtiroler schon ganz schön in die Waden. Aber der Blick aufs Meer und auf unser Ziel die kleine Bucht trieb uns voran.
Angekommen fanden wir eine unscheinbare, verschlossene Kapelle vor, dafür aber eine Bucht umrahmt von steilen Felswände in die die Wellen mit gewaltiger Kraft hineinliefen. An Baden war bei den Bedingungen nicht zu denken. Ein schattig angelegter Picknick-Platz mit Grill und Holztischen und – Bänken direkt am Wasser lud zu einer Rast ein. Gestärkt mit gut belegten Baguettes und kaltem Getränk machten wir uns wieder an den Aufstieg. Ich ahnte schon, dass das eine richtige Herausforderung werden würde. Schon nach wenigen hundert Metern war mein Puls am Anschlag. Jeder ging jetzt sein Tempo. Greta wie immer voran und Opa bildete das Schlusslicht. Von jetzt an hate Greta bei mir den Spitznamen „Bergziege“. Erstaunlich, was sie mit ihren 5 Jahren für eine Kondition hat. Oben angekommen war ich fix und fertig.
Geli hatte derweilen ein kleines Restaurant ausfindig gemacht, so dass wir unseren Durst mit ein paar eiskalten Radlern stillen konnten.
Als Abschluss dieser Tagestour stand noch der Skywalk hoch über Agulo an. Über einen gläsernen Steg geht es ein paar Meter über die Steile Felskante hinaus. Der Blick nach unten muss atemberaubend im wahrsten Sinne des Wortes sein – aber nichts für mich. Da kriegen mich keine 10 Pferde darauf. So konnte ich wenigstens Fotos von den Wagemutigen machen und von dem herrlichen Weitblick auf Teneriffa, wo man schemenhaft den höchsten Berg der Kanaren, den Tiede ausmachen konnte.
Die vierte und letzte Tagestour haben Geli und ich dann ausgelassen. Ich hatte mir ja vorgenommen, das Problem mit unserem Autopiloten zu lösen. Auf langen Strecken ständig am Ruder zu stehen ist schon sehr anstrengend. Und wenn wir dann in wenigen Tagen wieder alleine an Bord sind auch ein Sicherheitsrisiko. Denn wenn ich ans Ruder gebunden bin, muss Geli alle Problem im Ernstfall alleine lösen.
Da ganz offensichtlich die Steuereinheit einen bis zu 100 Grad abweichenden Kurs vom Steuerkompass bekommt, muss der Fehler vom Kompass aus kommen. Wie ich schon erwähnte, habe ich den Kompass in Las Palmas durch einen neuen ersetzt. Das Problem aber nicht behoben. Folglich kann der Fehler dann nur noch im Leitungsweg liegen. Nach Recherche im Netz fand ich einen Hinweis, wie man messtechnisch feststellen kann, ob der Kompass richtige Daten liefert. Vom Kompass geht ein 5-adriges Kabel zur Steuereinheit. Misst man nun zwischen bestimmten Adern mit einem W-Meter müssen bestimmte Werte gemessen werden. Und siehe da, das gelbe Kabel zeigte einen offenen Wert. Jetzt war ich mir sicher, dass der Fehler in der Kabelverbindung zwischen dem Gyrokompass, der am Mast in etwa 2 m Höhe montiert ist und der Steuereinheit, die unter dem Navitisch platziert ist, liegt. Um sicher zu gehen, habe ich erst einmal ein fliegendes Kabel provisorisch angeschlossen. Und siehe da, jetzt wurde der Richtige Kurs angezeigt. Jetzt musste ich nur noch das Kabel durch den Mast über einen Schwanenhals ins Innere des Schiffes ziehen. Mit dem alten Kabel als Zugleine haben wir es hinbekommen. Gut so, denn man hat nur einen Versuch – sonst hat man ein großes Problem. Nachdem alle Kabel wieder miteinander verbunden waren, kam der große Augenblick: Autopilot eingeschaltet und der Kurs wurde wieder korrekt angezeigt. Jetzt sollte auch die BIJOU wieder selbstständig fahren können.
Die letzten Tage auf La Gomera haben wir genutzt, um uns mal wieder mit der BIJOU vor Anker zu legen. Die Wetterlage mit wenig Wind ließ das zu und da wir abends wieder zu unserem Liegeplatz in der Marine zurückkehren wollten, mussten wir uns auch nicht um den abendlich aufkommenden Schwell kümmern. Endlich mal wieder in Buchten vor Ankerliegen, in die man nur mit einem Boot hinkommt. Wir haben es schon vermisst, einfach vom Boot aus ins Wasser zu springen und an den steil abfallenden Felsen zu schnorcheln. Hier sieht man so viele Fische, dass man das Gefühl hat, in einem Aquarium zu schwimmen. Ob große Zackenbarsche, bunte Papageienfische oder kleine bunte Schwarmfische, sie alle nehmen keine Notiz von uns und schwimmen dicht um uns herum. Ein fantastisches Erlebnis.