Sizilien – Die Überfahrt

Sizilien – Die Überfahrt

21. September 2021 Aus Von Hans

19./20. September 21, Sizilien – Trapani, Tag 457, 3262sm von Stavoren

Laut Wetterbericht sollte die optimale Abfahrtszeit um 10:00 Uhr liegen. Dann würde der Wind so langsam von NE auf SW drehen und in Stärke zunehmen bis 20 kn. Also optimale Bedingungen – einziger Wehrmutstropfen, in der Nacht würde der Wind immer weiter NE drehen und deutlich abnehmen. Nun gut, packen wir es an – Sizilien wir kommen!

Um 8:00 Uhr hieß es aufstehen, frühstücken und die BIJOU klar für die Überfahrt machen. Letzter Wettercheck, Prognose unverändert! Also Punkt 10:00 Uhr Anker auf und Kurs Sizilien anlegen. Anfangs mit raumen Wind ging es noch langsam voran. Nach einer Stunde Fahrt drehte der Wind immer achterlicher, so das wir die Genua ausbaumen konnten. Erst als gegen Mittag der Wind wieder auf Halbwindkurs drehte, nahm er auch an Stärke deutlich zu. Jetzt war die BIJOU in ihrem Element. Mit 7 – 8 kn rauschte sie dem Ziel entgegen. Am Nachmittag, als auch der Seegang deutlich zunahm, kam das 1. Reff ins Groß, was der Geschwindigkeit keinen Abbruch tat.

Als um 19:30 Uhr die Sonne so langsam im Westen ins Meer tauchte und der Vollmond fast zur gleichen Zeit im Osten aufstieg, kam eine ganz besondere Stimmung auf der BIJOU auf, die wir mit einem Sundowner in vollen Zügen genossen. So segelten wir mit ordentlicher Geschwindigkeit in die Nacht, die nicht wirklich dunkel werden sollte.

So hätten wir gerne bis zu unserem Ziel Trapani durchsegeln können. Aber Segeln ist bekanntlich kein Wunschkonzert. Der Wind drehte in der Nacht immer weiter nach NW, so dass wir – jetzt platt vor dem Laken segelnd – den Kurs nicht mehr halten konnten. Also war Schifften angesagt. Da der Wind noch immer mit 5 Bft blies, wollte ich zuerst die Genua überholen und ausbaumen. Aus Sicherheitsgründen entschied ich aber die Genua kurz einzurollen, das Groß zu schifften und dann die Genua wieder zu setzen. Blöd nur, dass sich in dieser Situation die Reffleine in der Trommel so verklemmte, dass sie weder rein noch raus gezogen werden konnte. Alles Zerren an der Leine, so wie das teilweise Zerlegen der Refftrommel brachte keinen Erfolg. Zumal bei Seegang und Wind die Gefahr bestand, dass Teile schnell mal über Bord gehen. Und da bekanntlich ein Unglück selten allein kommt, hatte sich die Genua von selber, aber sehr unkontrolliert um das Vorstag gewickelt. Mit viel Mühe und ein wenig Glück konnte ich das Wuling entfernen. Nun blieb uns nichts anderes übrig, als die Genua zu bergen und an Deck anzulaschen. Danach kehrte wieder Ruhe ins Schiff ein und nur mit dem Großsegel ging es weiter flott voran.

Für den weiteren Verlauf unserer Fahrt sollte der Wetterbericht leider Recht behalten. Der Wind nahm in Stärke immer weiter ab. Um 3:00 Uhr beschlossen wir, das Groß wieder auszureffen und um 5:15 Uhr es ganz zu bergen. Jetzt war der Wind fast gänzlich eingeschlafen. Nun hieß es 9 Stunden unter Maschine fahren ☹

Von daher waren wir froh, als um 14:30 Uhr nach 160 sm der Anker im Naturhafen von Trapani fiel. Mit Sizilien haben wir für diese Segelsaison unsere vorerst letzte Insel im Mittelmeer erreicht. Wir werden in den nächsten Tagen so langsam die SW Küste zu unserem Winterquartier Licata hinunter segeln. Dort freuen wir uns schon unsere Kinder wieder an Bord begrüßen zu können. Aber jetzt werden wir uns erst einmal Trapani ansehen.