Die Südwestküste Siziliens bis Licata

Die Südwestküste Siziliens bis Licata

30. September 2021 Aus Von Hans

30. September 21, Sizilien – Licata, Tag 467, 3379 sm von Stavoren

Bevor wir den Bug nach Südosten richten, statten wir den Ägadischen Inseln Favignana und Levanzo einen Besuch ab.

Favignana ist noch heute eine der wichtigen Thunfischfangstationen, auch wenn nur noch ein Bruchteil der einstigen Mengen gefischt wird. Das blutige Spektakel findet im April und Mai statt, wenn die Thunfischschwärme vorbeiziehen. Die Fischverarbeitungsanlagen aus dem 19. Jh. stehen heute unter Denkmalschutz.

Alten Thunfischverarbeitungshallen

Der Tourismus ist jetzt die Haupteinnahmequelle. Selbst in der Nebensaison laufen Auto- und Passagierfähren ein und aus. Jedes Mal ein Spektakel, wenn die Fähren mit hoher Geschwindigkeit in den Naturhafen einlaufen, ihren Buganker ausrauschen lassen und präzise in die freie Lücke an der Pier anlegen. Nicht immer läuft auch bei den Profis alles glatt. Der Anker einer Fähre hatte sich wohl an einem Unterwasserfelsen verklemmt. Fast eine halbe Stunde hat es gedauert, bis mit Unterstützung eines Tauschers der Anker wieder frei war. Erst gegen Abend kehrte dann am Ankerplatz Ruhe ein.

Die kleine Stadt Favignana hat ihren sizilianischen Charme und ist mit den zahlreichen Restaurants, Cafés und Bars voll auf den Tourismus eingestellt.

Levanzo ist dagegen mit seinen 600 Einwohner ein kleiner 278 m hoher Felsbuckel. Hier haben wir zusammen mit der GLEC an Mooringbojen festgemacht.

Ein Spaziergang durch das Dörfchen zeigt, wie spartanisch die wenigen Menschen dort leben. Es gibt einen „Tante-Emma-Laden“ mit den notwendigsten Lebensmitteln und zwei Restaurants für die Urlaubsgäste. Hier findet man wirklich seine Ruhe.

Als wir wieder an Bord kamen, bog um 22:00 Uhr die MERLIN in die Bucht ein. Jutta und Michael kamen direkt nach einer 40-stündigen Überfahrt erschöpft von Sardinien an und brachten mal wieder einen frisch gefangenen Thunfisch mit. Gerne wüsste ich, was Michael anders macht als ich. Wir hatten bis heute noch keinen Biss ☹.

Am nächsten Morgen sind wir dann Richtung Mazare del Vallo gesegelt. Ein ordentlich achterlicher Wind schob uns rasch voran. Nach 5 Stunden Fahrt für 27sm nur unter gesetztem Groß, fiel der Anker vor der für uns geschützten Hafenmole. Abends wurde dann zusammen mit der Crew von GLEC und SANTOS der frische Thunfisch, den Michael tags zuvor gefangen hat, zubereitet – schmeckte mal wieder ganz hervorragen – Danke Michael!

Mit dem immer noch nördlich wehenden Wind setzten wir unsere Fahrt nach Südosten fort. Ziel der Tagesetappe war das 30 sm entfernte Sciacca. Da wir hier keinen geschützten Ankerplatz vor dem Hafen hatten, sind wir für eine Nacht in die Marina gegangen. Sciacca ist in erster Linie ein großer Fischereihafen mit einer ansehnlichen Fischereiflotte. Entsprechend empfing uns die Unterstadt. Alte, zerfallene Gebäude und Hallen neben Werften für die Fischkutter, gepaart mit dem Gerüchen der Fischverarbeitung gaben diesem Teil von Sciacca seine besondere Note.

Anders die Oberstadt, die man über 250 Stufen erreichen konnte. Hier pulsierte das Leben. Immer wieder stößt man auf die Reste der alten Stadtmauern.

Von hier oben hat man einen besonderen Blick auf den Hafen und das Meer.

Am nächsten Morgen hieß es schon um 7:30 Uhr Leinen los. Unsere voraussichtlich letzte Segeletappe in dieser Saison. Licata ist für die BIJOU aber auch für die anderen drei Schiffe GLEC, SANTOS und MERLIN unser diesjähriges Winterquartier. Hier haben wir einen Liegeplatz von Oktober bis Ende Mai.

Der erste Eindruck zeigt uns, dass wir keine schlechte Wahl getroffen haben. Alles, was man über eine so lange Zeit an einem Ort benötigt, ist hier in Licata fußläufig erreichbar. Vieles, wie ein Einkaufszentrum und ein gut sortierter Yachtzubehörladen liegt direkt an der Marina.

Jetzt heißt es für uns, erst einmal ankommen. Land und Leute kennenlernen und die BIJOU wieder auf Vordermann bringen. Aber dafür lassen wir uns Zeit. Und dann kommen ja auch unsere Kinder in den Herbstferien wieder an Bord, auf die wir uns schon sehr freuen. Diesmal werden wir mit ihnen nicht mit der BIJOU, sondern mit dem Auto Sizilien erkunden. Auf uns warten sicherlich viele imposante Eindrücke.