Der Atlantik kann auch anders

Der Atlantik kann auch anders

9. August 2020 Aus Von Hans

So., 09. Aug. 20, Figueira da Foz, Tag 51, 1259 sm 

Seit wir in Baiona abgelegt haben, zeigt sich der Atlantik von seiner ruhigen Seite. Der für die portugiesische Küste berüchtigte Nebel zieht mit großer Beständigkeit in den frühen Morgenstunden, manchmal auch schon zum Abend ein und löst sich mit der Kraft der Morgensonne gegen 10:00 Uhr wieder auf. Auch für den Wind konnte man die Uhr stellen. Jeden Nachmittag, so zwischen 15:00 und 16:00 Uhr wurden aus lauen bis mäßigen Winden von jetzt auf gleich ordentliche Brisen mit Windstärken zwischen 6 und 7 Bft. Gegen Abend flaute der Wind dann wieder deutlich ab. Diese Seewinde entstehen dadurch, dass sich das Land wesentlich mehr erwärmt als die See. Die heiße Luft steigt nach oben und kalte Seeluft wird dann zum Land hin angezogen. So entsteht ein Kreislauf mit stetiger Regelmäßigkeit.

Diese Regelmäßigkeit ist aber seit Tagen immer schwächer geworden. Wie gesagt, seit Baiona war an Segeln nicht mehr zu denken. Entweder wehte es mit 3 Bft aus SW (unsere Fahrtrichtung) oder der Wind war noch deutlich schwächer, so dass bei der Dünung kein Segel mehr stand. Wir haben jetzt schon fast 600 sm nur unter Maschine zurücklegen müssen.

Seit wir Porto verlassen haben, hat sich der Wind völlig eingestellt. Auch hat das Wetter uns klar gemacht, dass hier nicht immer nur die Sonne scheint. Ja wir haben gerade mal noch 20°C und überwiegend bewölkten Himmel. Erst am Nachmittag lässt sich dann doch mal wieder die Sonne sehen.

So auch auf der Fahrt von Porto nach Aveiro. Grau in grau der Start, Nebel mit Sichtweiten um 100 m und dann zum frühen Nachmittag endlich wieder Sonnenschein. Die Einfahrt in die Ria ist schon bei mäßigen Bedingungen schwer und die Hafeneinfahrt soll an der portugiesischen Küste die sein, die als erste geschlossen wird. Aber bei dem Wetter natürlich überhaupt kein Problem für die BIJOU.

Die Ria Aveiro ist ein riesen großes Salzhaff, was sich über 20 sm parallel zur Küste gebildet hat. Aveiro selbst liegt einige Seemeilen im Hinterland und gilt als das Venedig Portugals. Da wir mit der BIJOU wegen einer zu niedrigen Hochspannungsleitung nicht nach Aveiro konnten, haben wir uns für einen Ankerplatz nahe dem Örtchen Sao Jacente entschieden. Mit der Fähre wollten wir uns dann am nächsten Tag Aveiro anschauen.

Der Ankerplatz schien von der Lage her ideal zu sein, war er doch von einer Steinmole rundum geschützt. Als wir in den engen Schlauch vorsichtig hinein manövrierten, war dieser mit unzähligen kleinen Fischerbooten an Mooringtonnen belegt. Ein Versuch, zwischen den engen Gassen den Anker zu setzen, scheiterte, der Anker hielt nicht. Einen zweiten Versuch am Ende des Schlauches habe ich gerade noch rechtzeitig abbrechen können. Wir hätten uns sicherlich mit unserer Ankerkette in den Morringleinen verhäddert. Also fluchtartig den Ort verlassen und Ausschau nach einem weiteren Ankerplatz gehalten. Auf der gegenüberliegenden Seite von Sao Jacente sahen wir hinter einem Hügel Masten. Dorthin gefahren, lagen ein paar Boote in einer hufeisenförmigen Bucht direkt vor einem schönen Sandstrand.

Mit Blick auf das Echlot haben wir dann den Anker in 4 m Wassertiefe eingefahren. Als die BIJOU aufklariert war, warf ich noch einmal einen Blick auf die Seekarte und was sah ich: Bei Ebbe hätten wir auf dem Trocknen gesessen. Also wieder Anker auf und nach einem neuen Platz in der Bucht gesucht. Eine fast kreisrunde Stelle von 300 m Durchmesser wies dann eine Wassertiefe von 3 m bei Niedrigwasser auf. Damit war dann auch der Ankerplatz für die Nacht gefunden, wenn auch der Schwojkreis sehr eng war. Aber da in der Nacht absolute Windstille war, lagen wir sicher bis zum nächsten Morgen.

Zum ersten mal seit Cherbourg hat es tatsächlich wieder geregnet. Der Morgen war naßgrau und unsere Lust auf das portugiesische Venedig dahin. Also beschlossen wir unsere Reise nach Süden fortzusetzen. Nächstes Ziel Figueira da Foz.

Am anderen Morgen: Sao Jacente

Über einen bleiernden Atlantik haben wir die gut 35 sm unter Maschine in 5 Stunden zurückgelegt. Leider auf der gesamten Fahrt nur grauer Himmel. Auch ein paar Delfine hatten bei der Tristesse keine Lust mit der BIJOU zu spielen. Erst als wir Figueira da Foz in Sichtweise hatten, kämpfte sich die Sonne durch den Hochnebel.

Platter Atlantik, da kann Frau auch mal lesen …