Von der Küste bis zur Wüste – eine Reise durch Marokko
Tag 6: Zagora – Tissergate – Ouarzazate – Tizi n´Tichka – Taferate – Marrakesch
Wieder einmal hat uns das Riad hier in Zagora sehr gut gefallen. Man muss schon sagen, Mohammed hat ein wirklich gutes Gespür dafür, was uns Europäern wichtig ist. Alle Riads, in denen wir bis jetzt übernachtet haben, waren wunderschön hergerichtete Häuser, die eine sehr einladende Atmosphäre ausstrahlten. Die Zimmer waren immer sehr sauber, nett eingerichtet und sehr geräumig. Sowohl das Abendmenü als auch das Frühstück waren sehr reichhaltig, landestypisch und vor allem sehr, sehr lecker.
Die Tour heute führt uns von Zagora aus nicht nach Tombouctou sondern über den Hohen Atlas in die Königsstadt Marrakesch. Hier von Zagora aus starteten die Berber mit ihren Kamelkarawanen nach Tombouctou, wofür sie 52 Tage brauchten. Mit 350 km ist unsere Tour heute nach Marrakesch nicht ganz so weit.
Unseren ersten Stopp legen wir schon nach kurzer Fahrt in Tissergate ein, wo uns Mohammed ein liebevoll hergerichtetes Museum in einer großen alten Kasbah zeigen möchte. Noch heute wohnen hier zahlreiche Familien in der aus Lehm errichteten Kasbah unter primitivsten Bedingungen. Selbst am Tage sind die Gänge zu den Wohnungen stockfinster, alles wirkt auf uns ein wenig unheimlich.
In einer solchen Wohnung ist das Museum untergebracht. Mit viel Liebe zum Detail wird hier gezeigt, wie die Berber gelebt und gearbeitet haben. Uns hat es sehr gefallen, ein sehr guter Tagesauftakt.
Von hier geht es hinaus aus der Stadt Zagora nach Nordwesten in den Hohen Atlas. Schnell ändert sich die Landschaft und auf einer kurvenreichen Straße schlängeln wir uns langsam zum höchsten Punkt, dem Col du Tichka Alt auf 2260 m Höhe. Wunderschöne Aussichten ergeben sich hier.
Was fehlt ist der klarblaue Himmel. Die Temperatur fällt von 30°C in Zagora auf nur noch 3°C am Col du Tichka Alt. Wir sind halt im Hochgebirge.
Von diesem höchsten Punkt geht es jetzt wieder hinab in die Hochebene und direkt nach Marrakesch. Bis hierher führte unsere Rundreise durch eine abwechslungsreiche, weitestgehend unbesiedelte Landschaft mit vielen kleinen Dörfern und mittelgroßen Städten.
Mit Marrakesch besuchen wir eine der größten Städte Marokkos. Hier leben über 1. Mio. Menschen in der Oasenstadt mit über 180.000 Palmen und vielen schön angelegten Gärten. Marrakesch gehört neben Meknès, Fés und Rabat zu den Königsstädten Marokkos.
Die große, von einer hohen ockerroten Stadtmauer umgebene Medina (Altstadt), die Marrakesch den Beinamen „Al Hamra“ oder „La Rouge“ – die rote Stadt gegeben hat, ist das pulsierende und auch das touristische Zentrum von Marrakesch. Außerhalb der Stadtmauern gibt sich Marrakesch als moderne, grüne Großstadt.
Die Medina scheint alle Veränderungen überlebt zu haben. Sie wirkt noch heute, wie vor 1000 Jahren, als noch die Karawanen aus der Sahara hielten, und die Frauen hinter mit Ornamenten verzierten Fenstern in einem Harem lebten.
Im Herzen der Medina liegt der Djemaa el Fna – der Platz der Gehenkten. Er war früher eine Hinrichtungsstätte. Die Köpfe der Opfer wurden zeitweise auf Pfählen aufgespießt und zur Schau gestellt. Heute sind es Hammelköpfe – eine kulinarische Spezialität der Berber.
Der Platz bietet heute eher ein Sammelsurium an Schaustellern, kleinen Restaurants und Marktständen. Am Abend werden jeden Tag über 100 Garküchen aufgebaut, die am anderen Morgen wieder Platz für die Marktstände machen – was für ein Aufwand.
Mit viel Glück hat Mohammed noch ein Riad für uns in der Altstadt gefunden. Der Kern der Medina ist autofrei, weil durch die engen Gassen schlichtweg keine Autos passen. So mussten wir mit unserm Gepäck eine kurze Strecke zum Riad laufen.
Das Fortbewegungsmittel ist hier das Moped. Unzählige davon bahnen sich auf abenteuerliche Art und Weise den Weg durch die Menschenmassen und es scheint immer wieder gut zu gehen.
Am Abend führt uns Mohammed durch das Labyrinth der Gassen zum Djemaa el Fna. Als wir auf den Platz treffen, sind wir recht beeindruckt, wie voll es hier ist. Auf dem gesamten Platz, aber auch in den Nebenstraßen drängen sich die Menschen an die Stände oder bleiben vor den Künstlern stehen, die sie mit marokkanischer Folklore unterhalten. Wir sind begeistert und lassen uns von den fröhlichen Menschen mitnehmen in eine andere Welt.
Den Rückweg zum Riad lässt uns Mohammed allein gehen, er traut uns eine Menge zu. Ohne uns zu verlaufen, kommen wir todmüde an. Den morgigen Tag verbringen wir in Marrakesch, worauf wir uns schön jetzt freuen. Es gibt noch viel zu entdecken.