Überfahrt von Gran Canaria nach Lanzarote

Überfahrt von Gran Canaria nach Lanzarote

10. März 2024 Aus Von Hans

09.03.2024, Lanzarote – Arrecife, Tag 1359, 6727 sm von Stavoren

Seit Tagen warten wir schon auf besseres Wetter. Unser Plan ist es, so langsam wieder zurück nach Lanzarote zu segeln. Mitte April möchten wir gerne nach Marokko in die Marina Agadir, um dann im Mai über Madeira zurück zur Algarve zu segeln. Im Herbst soll es dann wieder ins Mittelmeer gehen, wo wir in Almerimar überwintern wollen.

Nur spielt einfach das Wetter nicht mit. Starker Nordost-Wind und hoher Seegang lässt eine sichere Überfahrt nicht zu. Erst für Mittwoch, den 06. März zeigt sich ein Wetterfenster. Mit vorhergesagten 4-6 Bft. aus nordwestlicher Richtung sollten wir zumindest gut nach Fuerteventura übersetzen können, um dort auf Westwind zu warten, der uns dann nach Lanzarote bringt. Ihr seht, segeln ist gar nicht so einfach – aber wer Zeit hat, kennt kein schlechtes Wetter!

Diesen Törn wollen wir zusammen mit Petra & Wolfgang von der MOLA MOLA, die wir im letzten Jahr in Arrecife kennengelernt haben, unternehmen. Ein gemeinsames Wetterrouting lässt uns zu dem Schluss kommen, dass es am besagten Mittwoch losgehen soll. Da wir beide noch den Dieselvorrat auffüllen wollen, treffen wir uns am nächsten Morgen um 8:00 Uhr an der Tankstelle in der Marina Las Palmas.

Um 8:30 Uhr sind dann die MOLA MOLA und die BIJOU startklar und setzen, nachdem wir die Marina verlassen haben, im geschützten Vorhafen die Segel. Bei den angesagten Wetterbedingungen ziehen wir gleich das 1. Reff ein.

Mit flotter Fahrt verlassen wir den Hafen und müssen von nun an mit einer sehr konfusen See kämpfen. Aus den vergangenen Starkwindtagen hat sich noch eine ordentliche Welle von gut 3 m aufgebaut, die gegen eine 90° versetzte Windsee läuft. So etwas nennt man auch Kreuzsee, mit der die BIJOU ordentlich zu kämpfen hat.

Immer wieder taucht der Bug tief ein und die BIJOU bremst auf 3-4 kn Fahrt ein, um dann wieder auf über 7 kn zu beschleunigen. Das ist nervig und bringt eine Menge Unruhe ins Schiff und sieht von außen betrachtet auch spektakulär aus. Dank Wolfgang sind diese einmaligen Bilder entstanden, die annähernd die Segelbedingungen widerspiegeln.

Wir haben uns dennoch sehr sicher auf unserer BIJOU gefühlt. Nur hin und wieder schoss ein ordentlicher Brecher über das Laufdeck oder stieg an der Bordwand hoch.

Nachdem wir das Verkehrstrennungsgebiet zwischen Gran Canaria und Fuerteventura gequert hatten, spielte sich der Seegang so langsam ein und wir hatten nur noch eine einheitliche Dünnung von 2-3 m aus der Windrichtung. Das fühlte sich schon wesentlich besser an. Auch lief die BIJOU jetzt mit fast gleichbleibender Geschwindigkeit von 6-7 Kn durchs Wasser.

Gegen 17:00 Uhr hatten wir das Südende von Fuerteventura erreicht und die Wellen nahmen schlagartig ab. Blöd nur, dass der Wind in Böen jetzt noch einmal ordentlich einen drauflegte. Auf der Höhe von Morro Jable war es dann für uns zuviel und wir holten das Groß ein. Nur mit Genua und Motorunterstützung zogen wir mit 7 kn auf unser Ziel Marina Gran Tarajal zu, die wir um 21:30 Uhr sicher erreichten.

Nachdem wir die BIJOU aufgeklart und ein Anleger-Bier genossen hatten, sind wir glücklich, aber auch todmüde in die Koje gefallen.

Das gemeinsame Wetterrouting am nächsten Morgen zeigte uns, dass es erst am Samstag weiter nach Lanzarote gehen kann. Dann soll der Wind auf West drehen, Morgens noch recht schwachwindig, dann aber zunehmend auf 5-7 Bft. auffrischen soll. Blöd nur, dass die stärksten Böen am Nachmittag zu unserer berechneten Ankunftszeit in Arrecife auftreten sollen. Da Wolfgang hier sehr revierkundig ist, sah er trotz dieser Bedingungen kein großes Problem bei den Anlegemanövern.

Wie es die Vorhersage vorausgesagt hat, konnten wir am Samstag um 6:45 Uhr mit der ersten Büchse Licht die Leinen in der Marina Gran Tarajal lösen. Bei fast Windstille ging es entlang der Küste. Da erst einmal nichts zu tun war, kam die Angel mal wieder zum Einsatz. Und siehe da, nach 30 Minuten ein Biss. Ein etwa 50 cm langer Thunfisch wollte sich sein Frühstück holen – nun haben wir ein leckeres Abendessen!

Als dann die Sonne am Horizont aufging, bot sich uns ein atemberaubendes Bild. Einen solch intensiven Sonnenaufgang haben wir selten gesehen.

MOLA MOLA vor der aufgehenden Sonne

Kurz darauf zog der Himmel sein nächstes Ass und zauberte einen schönen Regenbogen über uns. Und damit setzte dann auch der Wind ein, der stetig zunahm und sich auf 5-6 Bft. einpendelte. Nur in den kurzen Schauerböen ging er an die 30 kn heran. Das brachte uns aber eine seht flotte Fahrt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 7 kn. Und sie fühlte sich wesentlich besser an, weil wir in Lee der Insel kaum Wellengang hatten.

So waren wir viel schneller als vorausberechnet in Arrecife. Um 14:50 Uhr haben wir die Hafeneinfahrt von Arrecife passiert und im Windschatten eines großen Kreuzfahrtschiffes die Segel geborgen. Die MOLA  MOLA hatten wir vorgelassen, da sie an ihren Ganzjahresliegeplatz sofort festmachen konnte. Auch hatte uns Wolfgang angeboten uns beim Anlegemanöver zu helfen. Um 15:30 Uhr lag dann auch die BIJOU direkt gegenüber der MOLA MOLA an ihrem Liegeplatz sicher fest.

Ganz ohne Vorkommnisse ist dann der Törn doch nicht verlaufen. Nicht wir haben jetzt ein leckeres Abendessen, sondern anderen Raubfische freuen sich über eine leichte Beute. Was war passiert: Wir stechen den Fisch immer in einem großen Eimer gefüllt mit Seewasser ab und lassen ihn ausbluten. Irgendwann sollte man das Wasser dann durch frisches ersetzen. Beim Überbordkippen des Wassers ist mir doch glatt der Thun durch meine Hände geglitten – und weg war. So ein Mist!!! Wie gewonnen so zerronnen ☹