3 Tage im Mast

3 Tage im Mast

20. August 2022 Aus Von Hans

15.08.22, Sardinien, Golfo Aranci, Tag 793, 4164 sm von Stavoren

Ganz besonders froh war ich, dass Frank von der EIRA sich bereit erklärt hatte, mit mir zusammen die Windmessanlage zu reparieren. Nach kurzem Ausschlussverfahren war unser Verdacht bestätigt, dass der Fehler an einem Kabeldefekt im Mast die Ursache ist. Vorsorglich hatte Geli schon ein neues Datenkabel aus Deutschland mitgebracht, dass wir mal eben an einer Sorgleine durch den Mast ziehen wollten. Jeder kennt ja mittlerweile meine Höhenangst und da Geli aus bekannten Gründen keine Option für den Mast ist, ging Frank ans Werk.

Erst die Windfahne …

Nur mit Mühe gelang es uns, das alte Kabel mitsammt der Sorgleine am Mastfuß herauszuziehen. Jetzt wurde auch das Problem sichtbar. Dort wo das Kabel im Masttop in den Kabelkanal geführt wurde, hatte es sich abgescheuert. Jetzt nur noch das neue Kabel mit der Sorgleine einziehen und das Problem sollte gelöst sein. Bis kurz vor dem Austritt am Mastfuß konnten wir das Kabel problemlos einfädeln, aber dann ging nichts mehr. Es wollte partout nicht aus dem Mast. Erst mit einer kleinen Inspektionskamera konnten wir die Ursache erkennen.

Als vor 4 Jahren der Mast in Stavoren gesetzt wurde, haben die Rigger das UKW- und das besagte Windmesskabel nicht aus der dafür vorgesehenen Öffnung herausgeführt, sondern den Mast auf die beiden Kabel gestellt. Gott sei Dank war da noch ein Spalt, so dass die Kabel nur ein wenig flachgedrückt waren. Aber immerhin so stark, dass zwar die Sorgleine problemlos, aber das Kabel nicht hindurch wollte. Wie kommen wir jetzt an die Sorgleine, um sie so umlegen zu können, das sie aus der richtigen Öffnung austritt. Da es jetzt schon mittlerweile Abend geworden war, beschlossen wir erst einmal eine Nacht darüber zu schlafen – soll ja manchmal helfen!

Nach dem Frühstück ging es mit neuen Ideen ans Werk. Aus einem alten Kleiderbügel haben wir uns eine „Angel“ gebogen und mit Hilfe der Kamera versucht, die Sorgleine zu erwischen. Nach mehr als 4 Stunden hatten wir dann endlich Erfolg – das Kabel konnte herausgezogen werden. Der Rest war dann ein Kinderspiel. Wieder mit der Sorgleine das Kabel durch den Schwanenhals ins Schiffsinnere, dort hinter der Holzverkleidung der Maststütze in die Bilge zur Trennstelle gezogen. Dann noch die Anschlüsse wieder hergestellt und ….  Juchhe die Windmessanzeige funktioniert wieder. Darauf erst einmal ein Bier.

Jetzt wo, Frank sich so an meinen Mast gewöhnt hatte, wollten wir auch noch den Decksstrahler austauschen. Nach Meinung von Frank ein Klacks. Vier Popnieten ausbohren, den neuen Strahler wieder annieten, verkabeln und dann ist auch diese Baustelle am Mast erledigt.

… dann der Deckstrahler

Die Nieten waren ruck Zug ausgebohrt. Mit Franks neuer, professioneller Nietzange sollte es ein Einfaches sein, den Strahler zu befestigen. Nur weigerte sich die Zange, die zwei größeren 8 mm Nieten festzuziehen. Die zwei Kleineren waren kein Problem. Als es schon dämmerig wurde, hieß es erst einmal Abbruch, eine Nacht drüber schlafen … (siehe oben).

Auch am nächsten Morgen wollte die Zange die größeren Nieten nicht greifen, wofür wir beide keine Erklärung fanden.. Also ab ins Dingy und mal im Ankerfeld nachgefragt, wer eine Popnietenzange hat. Ein hilfsbereiter Segler aus Bayern kam kurze Zeit später mit seiner Zange an Bord, die aber für unsere großen Nieten zu klein waren. Nach mehreren Stunden Ursachenforschung haben wir aufgegeben und uns entschlossen, ein Gewinde in den Mast zu schneiden und den Strahler anzuschrauben.

Wer jetzt glaubt, der Rest ist Formsache, der hat sich geirrt. Mit einem aufziehenden Gewitter und stetig zunehmenden Wind wurden die Restarbeiten zum Wettlauf mit der Zeit. Mit einsetzendem Regenschauer und schon heftigen Windböen konnte ich Frank noch gerade rechtzeitig wieder vom Mast an Deck ablassen. Puh, das war knapp.

Lieber Frank, einen ganz herzlichen Dank, dass du mit so viel Geduld und Sachverstand mir drei Tage geholfen hast. Ich hätte die Arbeiten im Mast nicht durchführen können. Auch dir Eva, meinen herzlichen Dank, dass du mir drei Tage deinen Mann „geliehen“ hast – auch nicht selbstverständlich!