2. Tag: Allein auf dem Atlantik

14. Juni 2023 Aus Von Hans
Position um 0:00 UTC: 34° 28,7 N / 10° 51,14 W Etmal: 138 sm zurückgelegte Strecke: 203 sm noch zu segelnde Strecke: 326 sm Wetter: NW 9 -15 kn, See 1,2 m
In der ersten Nacht hatten wir, nachdem wir das Verkehrstrennungsgebiet durchquerten, nur noch ein paar Frachter zu beobachten, die uns aber alle in sicherer Entfernung passierten. Das war es dann auch schon, nun ist die BIJOU mit uns allein auf dem endlosen, Purpur Blauen Atlantik. Schon ein komisches Gefühl, wenn man über 4500 m tiefes Wasser daher gleitet. Der Tag war recht ereignislos. Nach dem Frühstück haben wir erstmalig unseren Pacific-Windpilot in Betrieb genommen. Viel hatte ich darüber gelesen, dass man eine ganze Weile braucht, bis die Anlage das Schiff zuverlässig auf Kurs hält. Von daher war ich sehr überrascht, dass die BIJOU, nachdem ich die Leinenführung des Windpiloten mit dem Steuerrad verbunden hatte, sofort auf den eingestellten Kurs ging und diesen sauber hielt. Jetzt hat unser hydraulischer Autopilot eine echte Konkurrenz bekommen und wird wohl auf den längeren Schlägen eine Pause bekommen.
Da die Wettervorhersage für heute Abend Wind aus Nord angesagt hat, haben wir nach dem Mittagessen unsere Passatsegel vorbereitet. Da ich diese Arbeiten nicht im Dunkel auf dem schaukelnden Vorschiff machen wollte, bot sich das jetzt an. Zwei Spibäume mussten gesetzt und fixiert werden. Ein Vor – und Achterholer, das Toppnant und die Schoten mussten angeschlagen werden. Eine Menge Tauwerk. Hoffentlich ist auch nichts vertüdelt. Wird sich zeigen, wenn die Passatsegel gesetzt werden.
Nach dem Abendessen war es dann so weit. Die Fock wurde als erstes eingeholt, dann die beiden Passatsegel gleichzeitig über sie Spibäume gesetzt und zu guter Letzt das Groß geborgen. Als alles klariert, ich nass geschwitzt war, musste dieses geglückte Manöver mit einer kleinen Dose Bier begossen werden.
Jetzt können wir auch bei auffrischendem Wind sicher platt vor den Laken segeln. Die BIJOU liegt sehr ruhig, die Windfahne macht auch bei diesen Bedingungen einen sehr guten Job. Die Nacht kann kommen.