Ein Jahr – Bijou-on-tour

Ein Jahr – Bijou-on-tour

20. Juni 2021 Aus Von Hans

20. Juni 21, Alicante, Tag 365, 2212 sm von Stavoren

Kaum zu glauben, heute auf den Tag genau haben wir die Leinen in Stavoren gelöst und zusammen mit Anne und Martin Abschiedstränen geweint. Die ersten Meilen waren uns noch sehr vertraut, die erste Nacht in der Amsterdam-Marina, uns alles bestens bekannt und doch auf einmal so anders. Als die Schleuse in Ijmuiden uns den Blick auf das große Meer freigab, sagte ich zu Geli:

„Die nächste Schleusen sind die Gatún-Schleusen im Panamakanal!“

Die ersten 500 sm bis zu den Kanalinseln war für uns Segeln in einem vertrauten Revier, dass wir schon mehrere Male bereist haben. So war der Start in unser Abenteuer ein sanfter Einstieg. Erst die Überquerung der Biskaya war der Beginn etwas Neuem. Viel hatten wir über die Biskaya gelesen, wahre Horrorgeschichten, aber eben auch Seglern zugehört, die die Biskaya mehrere Male befahren haben. Angst nein! Respekt ja! Gute Wetterplanung vorausgesetzt, ist es ein prägendes Seglererlebnis, wenn man sie zum ersten Mal überquert. Wir haben die Biskaya auf den ersten zwei Dritteln als sanften Ocean erleben dürfen, mit blauem Himmel, sternenklarer Nacht, tiefblauem Wasser und Delfinen neben der BIJOU. So haben wir uns Langfahrtsegeln vorgestellt. Das letzte Drittel war dann etwas rauer, aber nicht besorgniserregend. Eine Unachtsamkeit hat uns diesen Teil etwas mühselig werden lassen, aber nie das Gefühl von Angst aufkommen lassen. Ach was waren Geli und ich stolz, als wir diesen ersten Meilenstein geschafft haben.

Ab A Corunã hatten wir dann 4 Wochen Familienurlaub und haben die wunderschönen Rias in Galicien und die unter Naturschutz stehenden vorgelagerten Inseln erkundet. In Porto hieß es dann erst einmal Abschiednehmen und Geli und ich waren wieder auf uns alleine gestellt. Die Atlantische Küste runter bis zur Algarve war unterbrochen durch das Highlight Lissabon. Eine sehenswerte Stadt, für die wir uns eine Woche Zeit gelassen haben. Hier haben wir dann auch endgültig den Entschluss gefasst, in diesem Jahr – Corona bedingt nicht in die Karibik zu segeln. Das war keine leichte Entscheidung für uns, aber eine sehr vernünftige. Die alternative Mittelmeer klang ja auch nicht so schlecht.

Nach Lissabon war dann die Algarve für uns das nächste Highlight. Nach dem Runden des Cabo Vincente hatten wir den rauen Atlantik mit seinen konstant nördlichen Winden (wenn sie denn mal wehten) hinter uns gelassen. Der Kurs nach Osten war jetzt segeln wie in einem anderen Gewässer. Wesentlich wärmer, die Wellen deutlich moderater und der Wind stetiger. Hier haben Geli und ich die Küste bis Tavira auf und abgesegelt. Drei Wochen vor Anker im landschaftlich wunderschön geschützten Salzhaff vor Culatra gelegen und hier erstmals auch eine größere Seglergemeinde kennenlernen dürfen. Mit Doreen und Norbert von der TJARK haben wir dann bis heute gemeinsam unsere Reise fortgesetzt und zusammen, neben viel Spaß, auch gegenseitige Unterstützung gehabt. Es ist schön zu wissen, dass man sich gegenseitig austauschen und helfen kann. Auch durften wir hier noch einmal diese schöne Gegend mit den Kindern teilen. Vierzehn Tage Herbstferien waren für sie wie Sommerurlaub.

Mit Albufeira hatten wir nach langem Suchen eine Marina zum Überwintern gefunden. Hier lag unsere BIJOU wie in Abrahams Schoß. Ende November mussten wir dann die Heimreise antreten. Coronabedingt wurden die Flüge nach Deutschland so langsam eingestellt und da wir Weihnachten mit der Familie feiern wollten, hieß es, unsere BIJOU für ein paar Wochen alleine zu lassen. Dass daraus dann fast vier Monate geworden sind, war so nicht beabsichtigt. Aber wieder einmal war es Corona, das uns die Einreise nach Portugal verhinderte. Die 3. Welle hatte jetzt überall in Europa zugeschlagen. Erst Mitte März und über dem Umweg Amsterdam konnten wir dann wieder nach Albufeira zurückkehren. Die BIJOU hatte uns schon erwartet und sah so aus, wie wir sie im November verlassen hatten.

Mitte April haben wir dann mit der Crew der TJARK unsere Reise fortgesetzt. Über Cádiz, Gibraltar, Almerimar, Cartagena, Alicante sind wir jetzt auf Ibiza gelandet. Ende der Woche werden wir nach Mallorca übersetzen und dann wieder unsere Kinder an Bord nehmen. Wir freuen uns schon jetzt sehr darauf, gemeinsam die Balearen mit der BIJOU kennenzulernen.

Ja das war wirklich ein aufregendes Jahr für uns und es ist gefühlt so schnell vergangen. Wir haben so viele schöne Eindrücke sammeln dürfen, soviel Neues entdeckt und seglerisch eine Menge dazugelernt. Wir haben das erste Jahr in vollen Zügen genossen. Auch wenn die ursprünglichen Ziele erst einmal warten müssen, so haben wir unsere Entscheidungen keine Sekunde bereut – im Gegenteil. Sie haben uns neue, wunderschöne Momente gegeben. Und da wir ja Zeit haben, ist es eigentlich egal, wo wir segeln, es ist überall für uns etwas Neues und wunderschön.

Zum Abschluss des ersten Jahres ein paar Daten:

  • Wir haben mit der BIJOU 2163 sm zurückgelegt, davon (leider nur) 785 sm unter Segel. Das war vielleicht das einzig Negative an der Reise. Fast die gesamte Atlantikküste runter mussten wir unter Maschine fahren. Der Wind war so schwach, dass die Dünung des Atlantiks kein Segeln zu ließ.  

  • Wir haben 35 verschiedene Häfen angesteuert und eine Reihe Ankerbuchten.

  • Das Wetter war ausnahmslos schönstes Sommerwetter bis in den November hinein, fast keinen Regentag und keine Gewitter.

So kann es weiter gehen! Für das zweite Jahr haben wir neben den Balearen noch Sardinien und Sizilien auf dem Plan. Die Karibik haben wir auf 2022/23 verschoben. Im Frühjahr 2022 werden wir wieder Richtung Westen fahren, um im Sommer 2022 dann auf den Kanaren zu sein. Schauen wir mal was hinterher wirklich dabei rumkommt. Wenn wir auf dieser Reise etwas gelernt haben, dann ist es flexibel zu sein.