Biscaya – 2. Tag

12. Juli 2020 Aus Von Hans

Sa., 11. Jul. 20, Biscaya, Tag 23, 851 sm von Stavoren

Nach einer wundervollen Nachtfahrt, mit herrlichem Sternenhimmel und Halbmond, der die Nacht nicht so finster erschienen ließ, kamen wir bei moderaten Bedingungen gut voran. Die BIJOU lief wie auf Schienen ihrem Ziel entgegen. Wir waren beide so fasziniert, das keiner von uns in die Koje wollte. Mit schöner Musik segelten wir in den langsam immer heller werden Sonnenaufgang. Der Wind frischte über Tag ein wenig auf, so dass wir ordentlich Meilen machten.

Gegen Abend nahm der Wind dann stetig zu, so dass wir zuerst die Genua wegnahmen und später mit dem ersten Reff im Groß mit 7,5 – 9,0 kn flott voran kamen. Gegen 22:00 Uhr nahm der Wind immer mehr zu, so dass wir für die Nacht das 2. Reff gesetzt haben. Draußen im Cockpit wurde es immer ungemütlicher, so dass wir uns unter Deck verkrochen. Die Bijou lag gut vor dem Wind, der Autopilot hielt sie bei raumen Wind gut auf Kurs.

Um 23:30 Uhr drückte uns dann die erste Böe auf die Seite. Kurz darauf zwei weitere. Also wollten wir auf Nummer Sicher gehen und das 3. Reff setzen. Was jetzt geschah kann man kaum glauben. Innerhalb von wenigen Minuten änderte sich unsere Lage dramatisch.

Geli und ich zogen uns die Rettungswesten an und machten uns an die Arbeit. Geli wollte das 3. Reff einziehen aber irgendwie klemmte die Reffleine. In diesem Moment gab dann der Autopilot ein Signal, dass er keine Daten mehr erhält und stellte seinen Dienst ein. Ich also ans Steuerrad und Geli versuchte, damit wir Kurs halten konnten, die Fock auszurollen. Aber auch die wollte nicht ausrollen. Hatten wir doch vergessen die Sicherungsleine zu entfernen. Mit einem beherzten Ruck war die dann gelöst und so konnte ich die BIJOU wenigsten wieder auf Kurs bringen. Im Nachhinein ergab sich, dass die 3. Reffleine sich um den Fluxgate-Kompass gewickelte hatte und beim Reffen ihn abgerissen hat. Damit bekam der Autopilot keine Daten mehr und fiel aus.

Die Lage, in der wir uns jetzt befanden, war ernst, aber nicht bedrohlich. Bei einem Wind, der immer mehr an Stärke zunahm, erwies sich die Fock als völlig ausreichende Besegelung. Mit 6,5 – 7,5 kn Fahrt konnten wir die BIJOU wieder auf Kurs bringen. Problem war nur, dass ich jetzt den Rest der Fahrt am Steuerrad stehen musste.

Unsere größte Sorge war jetzt das Wetter. Wird der Wind noch weiter zunehmen und wird der Wetterbericht, den ich um 23:00 Uhr per Kurzwelle runtergeladen habe, zutreffen. Der besagte, dass es am Sonntag Morgen vor Coruna noch einmal weiter auffrischen sollte. Windstärke von 7, in Boen bis 8 waren vorhergesagt, Hoffentlich wird es nicht so heftig kommen.

Ein gutes Gefühl aber begleitet uns in die bevorstehende Nacht. Unsere BIJOU kann, bei angepasster Segelfläche auch mit Starkwind sehr gut umgehen. Sie nimmt die Wellenberge sehr sanft und krängt bei achterlichem Wind kaum. Das macht uns Hoffnung, dass wir A Coruna, wenn auch etwas später, sicher erreichen werde.