BIJOU in der Werft

BIJOU in der Werft

20. März 2022 Aus Von Hans

20. März 22, Sizilien – Licata, Tag 639, 3379 sm von Stavoren 

Nun sind wir schon wieder 3 Wochen an Bord der BIJOU und haben uns gut in Licata eingelebt. Einzig das Wetter erinnert uns zeitweise an zu Hause. Die Nächte sind mit Temperaturen unter 5°C doch sehr kalt. Auch am Tage bewegen wir uns um die 15°C, wobei der Ostwind noch sehr kühl ist. Das hatten wir uns deutlich anders vorgestellt.

Also haben wir uns mit Arbeiten am Schiff warmgehalten. Die BIJOU hat ein neues Batterie-Ladegerät bekommen, das jetzt auch unsere Lithium-Batterien optimal laden kann, und wir haben den Isolationstrafo getauscht, da der alte Trenntrafo nur für 230 V-Netze ausgelegt war. Jetzt können wir auch mit 115 V-Netze arbeiten, was uns wohlmöglich die Sache auf der weiteren Reise erleichtern sollte.

Letzten Montag hatten wir dann unseren Krantermin, den wir mit der Werft in Licata schon im Oktober vereinbart hatten. Am Freitag noch einmal rückversichert, ob der Termin steht, ging es Montagmorgen um 9:00 Uhr los. Dank der tatkräftigen Unterstützung durch Tom, Gordon und Jost klappte das Ablegemanöver bravourös. Als wir dann vom Yachthafen in den Werfthafen einbogen, sahen wir schon, wie der 100 t – Brückenkran positioniert wurde. So konnten wir die BIJOU direkt in die schon abgesenkten Gurte fahren, und ehe wir uns versahen, hingen wir auch schon im Kran. Das hatte ich noch nirgendwo so perfekt erlebt.

Positiv überrascht waren wir über den Zustand des 3-Jahre alten Antifoulinganstriches. Mit dem Hochdruckreiniger war der gesamte Rumpf im Nu von allen Algen und Muscheln befreit. Da in der Werft keine Arbeiten am Außenschiff selber durchgeführt werden dürfen, haben wir das Aufbringen des neuen Antifoulings und die Politur des Rumpfes in Auftrag gegeben.

Vorher …
… nachher

An der BIJOU musste ich mich jetzt in der Hauptsache um die Wellendichtung kümmern. Diese leckte am Ende der Saison doch bedenklich unter Maschinenfahrt. Selbst im Stand drang, wenngleich deutlich weniger, Wasser ein. Das Problem konnte ich mit ordentlich eingepresstem Fett in die Wellendichtung lösen. Die Bilge war auch nach drei monatiger Abwesenheit pulvertrocken. Jetzt war aber Handlungsbedarf angesagt. Dank der tatkräftigen Hilfe durch Uli war die Wellendichtung zügig ausgebaut. Meine Vermutung, dass die Welle an den Dichtungslippen eingelaufen war, bestätigte sich. Damit war schon einmal die Ursache gefunden. Das bedeutete aber auch, dass die Welle ausgebaut werden musste. Eigentlich kein großes Problem, wenn da nicht das Ruderblatt im Wege stehen würde. Mit dem angebauten Faltpropeller kamen wir nicht an dem Ruder vorbei. Also Faltpropeller abgebaut. Was auch sein Gutes hatte, denn so konnten wir ihn bequem in einem Salzsäurebad von den Seepocken und anderen Kalkresten befreien.

Unsere Hoffnung, dass die so gewonnen 5 cm ausreichen würden, haben sich leider nicht erfüllt. Gefühlt saß die Welle noch 2-3 cm im Stevenrohr ☹. Jetzt blieb uns nichts anderes übrig, als das Ruder zu demontieren. Gott sei Dank war die BIJOU so hoch aufgebockt. Mit abgesenkten Ruder bis auf den Boden sollte die Welle dann am Ruderblatt vorbeigehen.

Der Aufwand war schon enorm, musste doch das obere Ruderlager gelöst und vorsichtig mit einem Gabelstapler abgesenkt werden. Da das Stahlruder weit über 100 kg wiegt, hatte selbst der Gabelstapler seine Mühen. Jetzt kam der spannende Augenblick. Wird die Welle jetzt gezogen werden können. Manchmal braucht man auch das Quäntchen Glück. Nur wenige Millimeter waren platz und die Welle viel fast von alleine raus. Wäre die Welle in der Tat 2-3 cm kürzer gewesen, hätten wir uns die Arbeit mit dem Ruder sparen können.

Die ausgebaute Welle zeigte jetzt deutlich die Einlaufspuren an den beiden Wellenlagern und an der Dichtungslippe. Gut war, dass die Riefen noch nicht so tief waren und wir die Welle auf einer Drehbank wieder planschleifen konnten. Jetzt sieht sie wieder wie neu aus.

Erst jetzt konnten wir sehen, dass auch die Lagerbuchse am Austritt des Stevenrohrs vollkommen abgenutzt war. Somit musste auch das alter Lager raus und ein neues bestellt werden. 10 verschieden große Lager waren vorrätig, nur unser Maß mit 50 mm Außendurchmesser nicht. Das Lager soll morgen geliefert werden. Hoffentlich klappt es mit dem Termin.

Der Einbau war dann noch einmal etwas kritisch, musste das Ruder wieder mit Hilfe des Gabelstaplers angehoben werden. Dabei musste genau darauf geachtet werden, dass der Ruderschaft sich nicht verkantet. Gar nicht so einfach, denn der Fahrer des Gabelstaplers kann ja den Ruderschaft im Schiffsinneren nicht sehen. Zu dritt, Uli in der Backskiste, Guiseppe der Fahrer des Gabelstaplers und ich als kommunikativer Verstärker auf der Leiter haben wir den Ruderschaft Millimeter genau an seine Position manövriert.

In der Zwischenzeit wurde der komplette Rumpf geschliffen und schon zweimal mit Antifouling gestrichen. Sollte das Lager morgen geliefert werden, dann könnte die BIJOU spätestens am Mittwoch wieder ins Wasser kommen. Bis dahin muss das Unterwasserschiff noch einmal gestrichen und der Rumpf poliert werden. Der Einbau der Welle sollte dann kein Problem mehr sein (hoffen wir!).

Gestern haben wir dann noch eine viel zu lang aufgeschobene Sicherheitslücke geschlossen. In einem Notfall (wie wir ihn ja schon im letzten Jahr bei der Anfahrt von Almerimar hatten, als sich die Schubstange von der Steuersäule löste – siehe Blogeintrag vom Mai 2021) können wir keine Notpinne einsetzen. Dazu muss ein Loch in das Teak der Sitzbank gebohrt und mit einem abnehmbaren Deckel verschlossen werden. Jan, der Erbauer unserer BIJOU hatte dafür extra einen polierten und mit dem ursprünglichen Namen MAKULA gravierten Edelstahldeckel hergestellt. Da der Einbau exakt über dem Ruderschaft und der Deckel plan zum Teak eingelassen werden musste – das Auge isst ja bekanntlich mit, hatte ich diese Arbeit immer wieder aufgeschoben. Auch fehlte mir die hier für benötigte Oberflächenfräse und die Erfahrung, damit einen exakten Kreis auszufräsen. Auf Nachfrage beim Werftchef, schickte dieser uns seinen Schreiner, der gleich mit der Oberflächenfräse ankam, das Problem in Augenschein nahm und ehe wir uns versahen die Fräse ansetzte. Auf den Millimeter genau war die Auflage des Deckels gefräst und ein 80 mm Loch gebohrt. Super Arbeit!

Das offene Loch über dem Ruderschaft

Mit Abschlussdeckel

Jetzt muss nur noch der Deckel mit einer schwarzen Teakfuge eingeklebt werden. Hoffentlich müssen wir diesen Deckel nie abnehmen!