Recherchieren, organisieren, reparieren …

Recherchieren, organisieren, reparieren …

4. Juni 2021 Aus Von Hans

04. Juni 21, Almerimar, Tag 348, 2033 sm von Stavoren

… auch das gehört zum Langfahrtsegeln dazu und kann die Tage komplett ausfüllen.

Die Hafenstadt Almerimar ist ein reiner Ferienort mit unzähligen Apartments und zahlreichen Tapas-Bars rund um die drei Hafenbecken. Was wir hier sehr zu schätzen wissen, ist der große Supermarkt direkt am Hafen. Hier bekommt man alles was das Herz und der Magen begehrt. Aber auch der Skipper hat hier seine Läden, wo er stöbern kann und fast immer etwas findet. Ansonsten bietet das Umland recht wenig. Hier lebt man in der Hauptsache vom Gemüse- und Obstanbau. Wenn man sich die Region um El Ejido ansieht, erkennt man auf den Luftbildern nur Gewächshäuser. Die weißen Foliendächer decken quasi das gesamte Land ab. So etwas in diesen Ausmaßen habe ich noch nicht gesehen.

Gewächshäuser, soweit das Auge reicht – google earth

Einzig der Blick aufs Meer entschädigt ein wenig für die Verunstaltung der Landschaft.

Blick über Almerimar

Jetzt habt Ihr fast einen Monat nichts mehr von Bord der BIJOU gehört. Der Grund war, dass wir mit Almerimar einen Hafen gefunden haben, der die entsprechende Infrastruktur hat, die ausstehenden Arbeiten an der BIJOU zu erledigen und sie fit für die Sommersaison zu machen. Hier bekommt man fast alles, wenn auch meistens nicht sofort. Aber irgendwie können die benötigten Teile dann doch beschafft werden. Geduld ist allemal gefragt.

Was haben wir hier alles geschafft. In der ersten Woche haben Norbert und ich uns ausschließlich um die TJARK gekümmert. Freitag, den 07. Mai war Krantermin. An der TJARK musste das Ruderlager gewechselt, Antifouling erneuert und der Rumpf poliert werden. Nach einer Woche schweißtreibender Arbeit war die TJARK wieder in ihrem Element und sieht aus wie neu.

Jetzt konnten wir uns um die BIJOU kümmern. Folgende Arbeiten standen auf der ToDo-Liste:

  • Ruderanlage checken und alle Bolzen auf Festigkeit prüfen und mit Loctite sichern – aus Erfahrung wird man klug!

  • Einen Durchbruch für die Notruderpinne schaffen. Hier war noch eine große Sicherheitslücke, wie sich bei unserem Malheur vor Almerimar gezeigt hat. Jan, der Erbauer der BIJOU hatte zwar alles so weit vorbereitet, selbst die mit dem Schiffsnamen gravierte Abdeckplatte aus Edelstahl lag an Bord, aber der Durchbruch durch die achterliche Sitzbank fehlte noch. Als Problem stellte sich heraus, dass die Abdeckplatte in das Teakdeck eingelassen werden musste. Ohne einen Oberflächenfräser kaum akkurat hinzubekommen. Nach langer Recherche haben wir uns jetzt für eine Inspektionsluke entschieden, die genau diese Aufgabe erfüllt. Matze und Kathi werden diese nächsten Monat mit an Bord bringen.

  • Ein großes Problem hat uns seit ein paar Wochen die Toilette bereitet. Der Motor streikte immer wieder. Also Toilette demontiert und festgestellt, dass eine Kohlebürste im Motor aus der Führung gesprungen war. Alles wieder ordentlich zusammengesetzt und die Toilette funktionierte wieder 😊. Hier in Almerimar stellte sie wieder ihren Dienst ein. Ständig flog die Sicherung raus. Wenn man Glück hatte, lief die Toilette anschließend für 1-2 Spülungen, bis sie dann ganz ausfiel. Noch einmal die Toilette ausgebaut und festgestellt, dass jetzt das Kabel, was an den Kohlebürsten befestigt ist, durchgebrannt war ☹. Ein neues Kabel anzulöten, war schon recht fummelig, aber mit viel Geduld haben wir die Toilette wieder ans Laufen bekommen. Erste Testläufe zeigten zwar, dass der Motor wieder lief, aber die Pumpleistung deutlich schlechter war. Auch hatte die jetzt über 15 Jahre alte Toilette unser Vertrauen in die Funktionsfähigkeit verspielt. Und, da wir ja nur eine Toilette an Bord haben, fiel die Entscheidung, eine Neue anzuschaffen, dann nicht mehr ganz so schwer. Nur wie bekommt man in kürzester Zeit eine Toilette, die auch noch an die vorhandenen Anschlüsse passen sollte, zur BIJOU. Eine Bestellung in Deutschland war keine Option, da der Versand als Sperrgut mindestens vierzehn Tage gedauert hätte. Gut, dass wir hier am Hafen einen Yachtzubehör haben, der sich rührend um unser Problem gekümmert hat. Kurz um, drei Tage später stand eine neue Toilette vor der BIJOU. Im Einbau waren wir ja geübt und da die alte Steuereinheit genutzt werden konnte, war diese Baustelle schnell erledigt 😊. Hoffentlich hält diese Toilette jetzt auch mindestens 15 Jahre.
Bye, bye …
  • Die Kühlwasserpumpe, die schon seit dem Start vor fast einem Jahr uns immer wieder Probleme wegen der Leckage bereitete, sollte jetzt in Angriff genommen werden. Die Reparatur in Albufeira war nicht erfolgreich. Die neuen Simmerringe dichteten die Welle auch nicht ab, da sie genau an der Stelle winzige Korrosionsspuren aufweist. Nach Einholung von vielen Meinungen haben wir uns letztendlich entschlossen, eine neue Pumpe zu besorgen und die alte als Backup mitzuführen. Das Problem war, eine passende Pumpe für unseren Nanni-Motor zu bekommen. Viele Anrufe und Mails brachten keinen Erfolg. Entweder gar nicht zu bekommen oder bis zu einem halben Jahr Lieferzeit. Hier hat uns dankenswerter Weise Frans unser „Nanni-Mechaniker“ aus Stavoren geholfen. Er hat uns, wenn auch nicht die Originalpumpe, eine baugleiche Pumpe besorgen können. Per Express ist sie nun auf dem Weg nach Almerimar. Stand heute: „Sie ist auf dem Weg ins Bestimmungsland“. Laut Tracking soll sie spätestens am Freitag ankommen. Aber ich befürchte, das wird wohl nichts ☹. Ärgerlich nur, dass wir eigentlich geplant hatten, am Samstag weiterzuziehen.
Wenn die Pumpe mal schon da wäre …
  • Von Claudia und Gordon hatten wir erfahren, dass es hier einen fachkundigen Rigger gibt, der einen Riggcheck vornehmen kann. Das eigentlich Wichtige daran ist, dass er ein Zertifikat für die Bootsversicherung ausstellen darf. Nur mit einer solchen Bescheinigung sind Schäden am Mast und Rigg, die älter als 8 Jahre sind, mitversichert. Da wir uns mit einigen Yachteignern zusammengetan haben, konnten wir sofort tätig  werden. Was die BIJOU angeht, war Andy im Großen und Ganzen mit unserem Rigg zufrieden. Da die BIJOU mit einem Racing-Rigg ausgestattet ist, sollte nach Andys Meinung der Mast durch ständig benutzte Backstagen stabilisiert werden. Dazu mussten die vorhandenen Backstagen modifiziert werden. Aus Sicherheitsgründen wurden noch einige Wantenspanner ausgetauscht, so dass wir jetzt ein deutlich sicheres Gefühl haben 😊. Viele kleine, sehr nützliche Hinweise zur Segelführung und zum Riggtrimmen hat Andy uns ebenfalls noch mit auf den Weg gegeben. Ich bin gespannt, wie die sich auswirken werden. Vielleicht sind wir dann noch einmal einen Knoten schneller.
  • Kurz nach unserer Ankunft hier in Almerimar erzählte mir Gordon stolz, dass sie sich für ihre GLEC ein neues Beiboot gekauft haben. Ihr altes löste sich so langsam durch die intensive Sonneneinstrahlung auf und war ohnehin ein wenig klein. Jetzt muss man wissen, dass ein gutes Beiboot eines der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände ist, wenn man auf große Fahrt geht. Da man immer häufiger vor Anker liegt, ist ein Dingy ein Transportmittel, eine „Fähre“ aber auch ein Spaßfaktor. Nur mit einem guten und stabilen Dingy kann man sicher anlanden und alles transportieren, was auf das Schiff muss. Dabei sollte das Dingy möglichst trocken fahren. Hier haben sich RIBB-Tender als besonders geeignet erwiesen. Ein RIBB hat einen festen Rumpf, meistens aus GFK, besser aus Alu. Es liegt damit wesentlich stabiler im Wasser und kommt auch sehr schnell ins Gleiten. Wenn man dann noch statt den üblichen PVC-Luftkammern Hypalon als Material nimmt, hat man auch keine Probleme mehr mit der zerstörerischen UV-Strahlung (10 Jahre Garantie).
    Eigentlich hatten wir geplant, unser Dingy, bis wir in der Karibik sind, zu nutzen, um uns dann dort ein RIBB zu kaufen. Aber als Gordon mir von seinem Neuerwerb berichtete und er auch noch ein sehr gut ausgestattetes und hochwertiges RIBB von Highfield zu einem wirklich guten Preis bekommen hat, war ich angefixt. Nach einer Nacht drüber schlafen, und in der Hoffnung, damit auch die Frachtkosten zu senken, haben auch wir das gleiche RIBB bestellt. Vor einer Woche wurden dann die beiden Highfield RIBBs per Spedition angeliefert. Ein wirklich toller Tender für die BIJOU. Er wird uns bestimmt viel Freude bereiten.
    Am nächsten Tag konnten wir es kaum erwarten, die neuen Boote auszupacken und ihrem Element zu übergeben. Es dauerte keine 5 Minuten und unsere deutsche Segelgemeinschaft war zur Stelle, um mit anzufassen oder dumme Sprüche loszuwerden. Selten so viel Spaß gehabt.

Das alte Beiboot ist inzwischen verkauft. Hier gibt es in der Marina eine Facebook-Gruppe, in der u.a. auch ein reger An- und Verkauf stattfindet.

  • Die Probefahrt war dann mal wieder ein wenig ernüchternd. Unser Außenborder, den wir in Albufeira extra noch einmal zum Winter haben checken und konservieren lassen, wollte einfach nicht laufen. Norbert, der wirklich eine Menge von Motoren versteht, war nach Stunden der Fehlersuche ratlos. Das Problem haben wir jetzt eindeutig erkannt. Der Vergaser läuft nach dem Start des Motors in kürzester Zeit voll und der Motor säuft ab. Zigmal den Vergaser ausgebaut, alle Düsen kontrolliert, brachten keinen Erfolg. Im „Trockenzustand“ schließt der Schwimmer die Benzinzufuhr, im eingebauten säuft er immer wieder ab. Hier einen Mechaniker zu finden, ist zurzeit kaum möglich. Aller Segler machen sich startklar und was bei den meisten dann nicht funktioniert, ist der Außenborder. Drückt uns die Daumen, dass der Monteur, den wir jetzt angesprochen haben, spätestens morgen vorbeikommt.
    • Jetzt erspare ich euch, die vielen Kleinigkeiten, die alle noch gemacht wurden, aufzuzählen, es waren noch eine ganze Menge.

Versteht ihr jetzt, warum es uns nicht langweilig wird. Wir stehen morgens so gegen 9:00 auf, Frühstücken und machen dann unsere Besorgungen oder unsere Arbeiten, die wir uns für den Tag vorgenommen haben. Ruckzuck ist der Tag dann auch schon wieder um. Es wird Zeit, dass wir wieder die Leinen Lösen und „Urlaub“ machen.

Unser Plan ist, sobald die Kühlwasserpumpe eingetroffen ist, den Bug nach NO zu richten. Wir wollen noch ein Stück die Küste entlang segeln, um dann auf Höhe Ibiza zu den Balearen überzusetzen. Hier wollen wir dann ein paar Wochen bleiben. Kathi, Greta und Matze werden auf Mallorca an Bord kommen und uns den Juli über begleiten. Wir freuen uns schon sehr darauf. Wie es dann weiter geht, werden wir im August entscheiden.