Von den Balearen zum Winterquartier Almerimar

Von den Balearen zum Winterquartier Almerimar

5. Oktober 2022 Aus Von Hans

05.10.22, Mallorca – Ibiza – Costa del Sol, Almerimar, Tag 838, 5020 sm von Stavoren

Jetzt habt ihr über einen Monat nichts mehr von der BIJOU gehört. Keine Sorgen, es geht uns gut und wir sind seit Samstag in Almerimar – unserem diesjährigen Winterquartier angekommen.

Ich muss gestehen, dass ich ein wenig nachlässig war in der Pflege unseres Blogs. Das hatte mehrere Gründe. Zum einen sind wir mit der Ankunft auf den Balearen zu einem uns schon vertrauten Revier zurückgekommen, dass wir im letzten Jahr lange und ausgiebig erkundet hatten. All die Callas und Portos, die wir im letzten Jahr gesehen haben, waren für uns auch in diesem Jahr noch genauso sehenswert, nur hatte ich ja darüber ausführlich im letzten Jahr berichtet. Mir ging letztendlich der Stoff aus. Zum anderen verspürten wir beide einen inneren Drang, unsere Segelsaison 2022 sicher zu Ende zu bringen.

Seit unserer Ankunft auf den Balearen merkte man, dass sich das Wetter veränderte. Die über Wochen stabile Hochdruckwetterlage wurde spürbar wechselhafter. Schwere Gewitter mit orkanartigen Böen gingen im nördlichen Teil des Mittelmeeres über Korsika und Italien nieder. Auch auf Mallorca nahmen die Gewitter deutlich zu. Was uns aber wirklich beunruhigte, waren die Wetterprognosen der Meteorologen für den Herbst. Da die Wassertemperaturen mit über 30°C Rekordwerte erreicht hatten, welches der Nährboden für schwerste Unwetter bis hin zu Medicane´s (Schachtelwort von englisch: Mediterranean hurricane) ist, mussten wir jederzeit an jedem Ort mit solchen Ereignissen rechnen. Von daher war das Wetter für uns jetzt das Hauptthema, das uns jeden Tag begleitete.

Wie schnell es gehen kann, zeigte sich bei unserem geplanten Treffen mit unserer Tochter Judith und Familie. Sie hatten sich für ein paar Tage in der Cala Mesquida auf Mallorca einquartiert. Dort wollten wir uns mit der BIJOU vor Anker legen und ein paar Tage mit den Kindern verbringen. Einen Tag vor ihrer Ankunft verholten wir von Port Colom nach Cala Agulla (nördlich von Cala Ratjada). Dort bekamen wir am Abend einen Anruf von unserer Tochter, dass Paula mit hohem Fiber erkrankt war und der Arzt große Bedenken hatte die Reise anzutreten. Auch wenn wir alle uns sehr auf das Wiedersehen gefreut hatten, setzte sich die Vernunft durch und die Reise wurde gecancelt.

Also beschlossen Geli und ich, am nächste Morgen nach Port Colom wieder zurückzufahren. Am darauffolgenden Tag bestaunten wir von unserem Ankerplatz in Port Colom sich imposant aufbauende weiße Wolkenberge. Ein untrügliches Zeichen für ein sich zusammenbrauendes Gewitter. Der Blick auf die Wetterprognosen und dem Regen- und Gewitterrader gaben keine Anzeichen von einem Unwetter. Für uns zeigte sich alsbald, dass die Wetterfront an uns vorbeizieht. Kein Tropfen Regen, keine Windböen gingen über uns nieder.

Porto Colom – Aufziehendes Gewitter

Am Abend hörten wir dann aber von einem plötzlich aufgezogenen schweren Gewitter über den Nordosten von Mallorca, mit einem sehr tragischen Ausgang. Genau in der Cala Mesquida, wo wir mit der BIJOU vor Anker gelegen hätten, wurden zwei Menschen am Strand tödlich von einem Blitz getroffen. Uns lief es, als wir die Nachricht hörten kalt den Rücken runter. Auch unsere Tochter war geschockt und sah ihren ins Wasser gefallenen Urlaub auf einmal von einer ganz anderen Seite.

Keine 20 sm von uns entfernt, tobte ein schweres Gewitter und wir bekamen von all dem nichts mit. Selbst die Meteorologen gaben erst kurz vor dem durchziehenden Gewitter eine Unwetterwarnstufe heraus. Dieses Ereignis schärfte noch einmal mehr unseren Blick auf das Wetter.

Unser Plan war es nun, uns so langsam in Richtung spanisches Festland aufzumachen. In kleinen Etappen segelten wir die Küste entlang nach Palma. Dort nahmen wir unseren Segelfreund Jürgen, mit dem ich im Frühsommer die Überfahrt von Sizilien nach Sardinien gemacht hatte, an Bord. Für eine Woche wollte er uns von Mallorca über Ibiza nach Alicante begleiten und Geli bei den Überfahrten entlasten.

Von Palma aus verlegten wir uns in die Cala Santa Poncà, der Absprung nach Ibiza. Jetzt noch das richtige Wetterfenster abwarten, und dann sollte es losgehen. Am 17. September zeigte sich ein solches Wetterfenster. Nachdem eine Gewitterfront über Mallorca durchgezogen war, von der wir mal wieder glücklicherweise nichts abbekommen hatten, sollte es passen. Ein sich abschwächender Tramontana sollte uns guten raumen Wind bringen. Als wir morgens um 7:00 Uhr aus der Bucht von Santa Poncà herauskamen, sahen wir im Osten noch eine Gewitterfront abziehen. Kurze Zeit später baute sich im Westen eine bedrohlich schwarze Wand auf, aus der Blitz auf Blitz zuckte. Als wir dann kurz hintereinander auf beiden Seiten der BIJOU in der Ferne Tornados sichteten, stellte sich uns schon die Frage, hatten wir uns richtig entschieden. Da aber beide Wetterfronten mehr als 10 sm von uns entfernt an uns vorbeizogen, entschieden wir, nach Ibiza durchzuziehen. Unsere Fahrt unter Segel war bei Winden um die 20 – 25 kn recht flott und mit etwas Glück sollten wir gut durchkommen. Nach 8 Stunden für 55 sm legten wir uns in der vom Wind geschützten Bucht Cala Xarraca im Nordosten Ibizas vor Anker. Bis auf einen sehr kräftigen Regenguss kurz vor unserem Ziel, hatten wir das Glück, in keine der vorbeiziehenden Gewitterfronten zu geraten. Das hätte auch anders ausgehen können.

Als der Wind in der Ankerbucht zum Abend immer weiter nachließ, zeigte sich, dass wir eine nicht ganz so ruhige Nacht bekommen werden. Vor dem Ostwind bestens geschützt, lief jetzt ein ordentlicher Schwell in die Bucht. Die BIJOU legte sich quer zum Schwell und rollte von einer auf die andere Seite. An Schlaf war in dieser Nacht nicht zu denken.

Ruhe vor dem Schwell

Um 7:00 Uhr hatte ich die Faxen dick und wir gingen Anker auf Richtung Sant Antonio. Dort wollten wir uns mit unserem Segelfreund Norbert von der TJARK treffen. Norbert hatte sich mit seinem Sohn ein paar Tage freigegeben und war von Valencia rüber nach Ibiza gesegelt. Zusammen verbrachten wir einen wunderschönen Abend in Sant Antonio.

Für uns hieß es aber schon am nächsten Tag wieder weiterzuziehen. Der letzte längere Schlag in dieser Segelsaison von gut 60 sm stand uns bevor. Von Sant Antonio wollten wir uns vor Calpe an der spanischen Festlandküste vor Anker legen. Nach gut 11 Stunden Fahrt, davon 8 Stunden unter Segel, erreichten wir bei guten Bedingungen Calpe.

Ankerfeld vor Calpe

Am nächsten Morgen ging es entlang der Küste weiter Richtung Alicante. Da wir gut in der Zeit waren und erst in zwei Tagen mit neuen Gewitterfronten zu rechnen war, legten wir uns 5 sm vor Alicante in San Juan vor Anker. Am nächsten Morgen ging es dann in die Marina Alicante. Für Jürgen endete hier die Überfahrt.

Wir haben uns sehr gefreut, dass du noch einmal an Bord der BIJOU gekommen bist. Allein deine Anwesenheit hat Geli ein wenig Druck genommen. Auch wenn sie sich, besser als ich gehofft hatte, an Bord bewegt, so konnte sie doch das eine oder andere Manöver aussetzen. Danke Jürgen für deine Unterstützung – wann immer du möchtest, bist du gerne an Bord gesehen.

Da alle Unwetterwarnungen für die Region Alicante nicht eintrafen – die Gewitter zogen in gebührendem Abstand an uns vorbei – hieß es schon am darauffolgenden Tag weiterzuziehen. Ziel war die wunderschöne Stadt Cartagena, wo am Wochenende ein zweiwöchiges Volksfest enden sollte. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen.

Mit einem Zwischenstopp im Außenhafen von Mar Menor, geschützt durch stark verrostete Spundwände, erreichten wir Cartagena und bekamen, obwohl es wegen der Festwochen rappelvoll war, noch einen Liegeplatz in der Marina.

Von Mallorca bis hierher haben wir in 7 Etappe die 230 sm ohne Probleme absolviert. Unser Wetterrouting hat gepasst und uns eine gute und schnelle Fahrt beschert. So soll es sein – ich weiß aber auch, dass dazu auch ein wenig Glück gehört.

Gut, dass wir unsere Zeitplanung auf Cartagena hin ausgerichtet hatten. Das Volksfest war bombastisch. Hier wird jedes Jahr in den letzten beiden Septemberwochen das Fest der Karthager und Römer gefeiert und die Eroberung Cartagenas durch den Römer Scipio Africanus nachstellt.

Die Landung eines Schiffs gedenkt der Einnahme der Stadt im Jahr 209 v.Chr. durch die römischen Truppen des Scipio Africanus. Der Hochzeit Hannibals mit Himilce oder dem Tag des Circus Romanus mit seinen Gladiatoren und wilden Tieren folgt der große Umzug am Samstag, dem wichtigsten Festtag. Dann ziehen alle Truppen und Legionen durch die Stadt.

Hunderte von Laiendarsteller in prachtvollen, original nachempfundenen Kostümen zogen über 3 ½ Stunden an uns vorbei durch die Fußgängerzone. Die Stadt war voll von Besuchern, die dieses Spektakel miterleben wollten. Leider fiel dann am Sonntag das Abschlussfeuerwerk im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser.

Am Montag stand dann ein Shoppingtag im Outlet Center an. Im riesigen Carrefour unsere Essensvorräte aufgefüllt, meine Haare mal wieder ordentlich gestutzt und im dortigen Mediamarkt wollten wir uns nun doch einen Fernseher für die BIJOU zulegen. Für die langen dunkeln Winterabende hin und wieder mal eine schöne Abwechslung. In den zig anderen Läden hieß es dann nur „gucken“, mussten wir doch unsere Einkäufe zur BIJOU bringen. Die Hinfahrt ging mit dem Bus und einmaligem Umsteigen direkt vom Hafen zum Shoppingzentrum. Also kein Problem mit den ganzen Einkäufen wieder zurückzufahren. Blöd, dass es nur für die gute halbe Strecke einen Bus gab. Das letzte Stück mussten wir dann alles schleppen ☹.

Nach vier Tagen Cartagena hieß es dann, die letzten 100 sm nach Almerimar in Angriff zu nehmen. Ab dem 01. Oktober haben wir dort unseren Winterliegeplatz gebucht und wenn das Wetter mitspielen sollte, könnten wir dort pünktlich ankommen.  In drei Etappen wollten wir uns die Strecke nach Almerimar einteilen.

Die erste Etappe ging dann von Cartagena nach Garrucha. Hier mussten wir wegen eines durchziehenden Starkwindes 2 Tage bleiben, dann ging es über die Playa de los Genoveses, eine Ankerbucht vor San José direkt nach Almerimar.

Auf all den Strecken haben wir die Schleppangel hinter uns hergezogen. Ein großer Biss auf der Überfahrt von Ibiza nach Calpe riss das Vorfach ab und der Fisch verschwand in der Tiefe des Mittelmeeres. Dann ein kleinerer Schwertfisch von etwa 40 cm, hätte er sich nicht sein Schwert gebrochen, hätten wir ihn wieder in sei Element gelassen. So landete er doch als Vorspeise auf dem Grill. Das schien es auch für die Saison gewesen zu sein. Ein schmeichelhafter Erfolg für den Skipper, steht es doch kurz vor dem Ende der Saison nur 2 : 2.

Da wir jetzt nur noch durch recht flaches Wasser entlang der Küste fahren, ist mit weiteren Bissen nicht mehr zu rechnen. Aber Geli gibt ja bekanntlich keine Ruhe und so musste ich auf unseren letzten Schlag noch einmal die Angel auswerfen. Ich hatte gerade mal 20 – 25 m Angelschur im Wasser, da riss mir ein Biss die Schnur durch die Hand. Ein Bonito hatte wohl großen Appetit. Fisch ins Jenseits befördert – Angel raus – wieder ein Biss – Angel raus und … na klar, der dritte Bonito. Jetzt ist Schluss, hatten wir uns doch vorgenommen, nur so viel Fisch zu fangen, wie wir ihn auch verzehren können. Vorweggesagt, der gegrillte Bonito war sehr köstlich! Und der Skipper geht doch noch mit einem Kantersieg von 5 : 2 aus der Saison!

Fang des Tages

Am Samstag, den 01. Oktober sind wir um 13:30 Uhr in die Marina Almerimar eingelaufen und haben im Becken III einen schönen ruhigen Liegeplatz bekommen. Hier liegt die BIJOU sicher und wir haben alles, was wir an Versorgung brauchen um unseren Liegeplatz herum.

Jetzt machen wir es uns erst einmal auf der BIJOU gemütlich, und arbeiten eine lange ToDo-Liste peu a peu ab – aber bitte nur kein Stress. Wie sag ich doch immer: Wir haben ja Zeit.