So war das nicht geplant

So war das nicht geplant

23. September 2020 Aus Von Hans

23. Sept. 20, Albufeira, Tag 96, 1649 sm von Stavoren

Zusammen mit der Crew von der TJARK wollten wir für gut eine Woche Richtung Osten segeln und uns Tavira und im Grenzfluss zu Spanien Rio Guadiana die Stadt Vila Real de Sto. Antonio ansehen. Ganz nebenbei wollten wir auf der spanischen Seite in Ayamont unsere Dieseltanks wieder auffüllen ( hier ist der Diesel 35 % günstiger als in Portugal).

Aber manchmal kommt es anders, als man denkt. Norbert von der TJARK meldete schon am Morgen, dass seine Toilettenpumpe nicht mehr richtig funktioniert und dass seine Batterien ziemlich entladen sind. Dennoch haben wir die Marina von Albufeira gegen 11 Uhr unter Maschine verlassen und konnten nach gut einer Stunde endlich Segel setzen. Jetzt waren auch unter Maschinenfahrt die Batterien der TJARK wieder voll aufgeladen. Mit gut 5 Kn FdW segelten wir Tavira entgegen, wo wir pünktlich um 17:00 Uhr im letzten Drittel des Hochwassers ankamen. Beim Einrollen der Segel meldete Norbert von der TJARK, dass ohne Maschine seine Service-Batterie völlig zusammenbricht. Also erst einmal ein sicheres Plätzchen suchen und uns dann um die Probleme auf der TJARK kümmern.

Da Tavira keinen Yachthafen hat, muss man im Rio Gilão ankern oder, wenn man Glück hat, an einer der ausgelegten Mooringtonnen festmachen. Da uns das kleine Ankerfeld direkt vor der Mündung zu unruhig erschien, haben wir nach einer Mooringtonne Ausschau gehalten. In dem verzweigten Fluss wurden wir auch fündig und konnten die TJARK und die BIJOU an zwei benachbarten Tonnen festmachen. Gar nicht so einfach, bei einem kräftigen Strom die Mooringleine zu ergattern. Im zweiten Anlauf hatten wir die BIJOU dann fest an der Tonne, aber wir trieben dennoch in allen Richtungen und das in einem Mooringfeld, wo die Abstände zum nächsten Boot unter 5 m waren. Ich habe mir das Ganze bei laufender Maschine eine Weile angesehen. Weder in das Mooringgeschirr noch an das Grundeisen hatte ich Vertrauen und so viel die Entscheidung, entweder nach einer weiteren Tonne zu suchen oder doch vor Anker zu gehen.

Die TJARK fühlte sich zunächst an ihrer Tonne sicher und wollte dort liegen bleiben. Auf dem Weg zurück zum Ankerfeld sahen wir dann doch noch eine freie Mooringtonne. Auch hier konnten wir die BIJOU erst im zweiten Anlauf belegen. Beim ersten Mal, hatte Geli die Mooringleine sofort am Bootshacken aus dem Wasser gefischt, aber die Strömung war so stark, dass Geli und ich die Mooringleine nicht belegen konnten. Bei diesem Manöver haben wir uns beide erhebliche Macken und Schürfwunden an den Händen und Armen zugezogen. Ich bekam meine Hand so gerade noch eben aus der Schlaufe. Der Strom hatte mich mit der Mooringleine bis an die Wante gezogen, an der ich mich dann auch noch am Bein verletzte. Blutüberströmt (aber letztendlich nichts Schlimmes) lagen wir an dieser Tonne fest und fühlten uns jetzt auch sicher. Irritiert waren wir nur von der Kennzeichnung der Tonne mit „In util„. Hoffentlich kommt nicht in der Nacht der Besitzer der Tonne mit seinem Boot.

Jetzt wurde es auch der TJARK an ihrer Mooringtonne zu unsicher. Auch ihr Boot lag nicht mehr fest und vertrieb. So verholten sie und legten sich vor Anker. Gegen 19:00 Uhr kam dann der Funkspruch von der TJARK, dass sie mit den Batterieproblemen hier nicht vor Anker bleiben können. Ohne Land- oder Strom von der Lichtmaschine ging kein Verbraucher mehr. Ihr Plan, sofort Anker auf und wieder zurück nach Albufeira motoren.

Geli und ich waren uns sofort darüber einig, dass wir die Beiden nicht alleine mit den Problemen an der TJARK in die Nacht schicken konnten und so fuhren wir gemeinsam unserem Ausgangsziel unseres Törns Albufeira entgegen. Wir konnten spüren, wie erleichtert Doreen und Norbert waren, uns in ihrer Nähe zu wissen.

Um kurz vor 3:00 Uhr lagen die TJARK und die BIJOU wieder sicher und wohlbehalten in ihrer Box in Albufeira. An Schlaf war noch nicht zu denken, und so spülten wir den Frust mit dem ersten Bier herunter und mit dem zweiten Bier auf die Erleichterung an , dass wir wieder in der geschützten Marina sind.