100 Tage an Bord der BIJOU …

100 Tage an Bord der BIJOU …

27. September 2020 Aus Von Hans

27. Sept. 20, Albufeira, Tag 100, 1648 sm von Stavoren

… und jede Sekunde unserer Reise genossen. Seitdem wir die Leinen in Stavoren gelöst haben, ist die Zeit wie im Flug vergangen. Jeder Tag an Bord unserer BIJOU war für uns ein Erlebnis. Wir haben viel Neues gesehen und erlebt, Erfahrungen gesammelt und gelernt. Auch, dass man flexibel sein muss, um Pläne jederzeit ändern zu können.

Leider schwebte von Beginn der Reise an COVD-19 wie ein Damoklesschwert über uns. Erst der um zwei Monate verspätete Reisebeginn, dann die Entscheidung, dieses Jahr nicht mehr in die Karibik zu segeln, waren entscheidende Planänderungen. Anfangs haben wir uns damit erst einmal schwergetan, das zu akzeptieren, aber wir haben auch schnell erkannt, dass es ja auch etwas für sich haben kann. Unsere Planänderungen haben uns in wunderschöne Reviere geführt, an denen wir sonst vorbeigesegelt wären.

Da war unser Plan, die Kinder mit Beginn der Sommerferien in Porto zu treffen. Durch den verspäteten Start sehr ambitioniert, aber durchaus machbar. Hätten uns die Sturmtiefs, die wie an einer Perlenschnur durch den englischen Kanal zogen, nicht über 10 Tage in Cherbourg festgehalten, wir hätten die schönen Rias in Galicien so nicht kennengelernt. Auch war die Entscheidung, die Kinder von Porto nach A Coruna zu holen im Nachhinein genau die Richtige. Konnten wir doch in kurzen Etappen uns von einer Rias in die nächste oder von einer Insel zur anderen verholen. An der portugiesischen Westküste wären es von Hafen zu Hafen immer weit über 50 sm gewesen. Für Greta, die lieber im Wasser ist als auf dem Wasser, eine sehr gute Entscheidung, die uns COVID-19 gebracht hat. Auch dass wir jetzt ausgiebig die Algarve bereisen, war so nicht vorgesehen. Ein wirklich schönes, Segelrevier mit sehr moderaten Wetterbedingungen und durchweg reizvollen kleinen Hafenstädten, so wie ein atemberaubendes hügeliges Hinterland.

Auch dass wir nicht jetzt schon zu den kanarischen Inseln gesegelt sind, ist aus unserer heutigen Sicht eine gute Entscheidung. So hätten wir dieses Revier über ein ganzes Jahr bereisen „müssen“. Gut es gibt Schlimmeres. Aber wer weiß denn schon, was Ende nächsten Jahres möglich ist. So werden wir, wenn es die Situation erlaubt, im Frühjahr ins Mittelmeer gehen und dann ggf. irgendwann im Sommer zu den Kanaren segeln. Oder es kommt wieder ganz anders. Wie sage ich doch immer: WIR HABEN ZEIT!

Ansonsten fühlen wir uns durch COVID-19 nicht mehr oder weniger eingeschränkt als in Deutschland. Wir sind auf unserer kleinen, autarken BIJOU sicher und den ganzen Tag an der frischen Luft. Auch jetzt noch, wo ihr euch zu Hause schon wieder in die warmen Stuben verkriecht. Und gehen wir an Land, treffen wir überall auf Menschen, die sehr streng die Coronaregeln vor Ort einhalten (mit Ausnahme einiger weniger unvernünftiger Menschen, aber das kennt ihr ja auch von zu Hause). Große Ansammlungen meiden wir und so sehen wir uns hier in der Fremde keinem höheren Risiko ausgesetzt, als wenn wir in der Heimat wären.

Wenn man uns beide nach 100 Tagen auf See fragen würde, was waren eure Highlights, dann fällt es uns schwer, diese zu benennen. Das große und ganze ist vielleicht „unser Highlight“. Die Begegnung mit den Menschen aber auch die Auseinandersetzung mit der Natur sind schon etwas ganz Besonderes. Und wenn man mich fragt, ist mein Highlight, wie wir als Crew funktionieren. Ich kann mich zu jeder Zeit 100 %-ig auf Geli verlassen – wir sind ein echtes TEAM! Mit dieser Erkenntnis steht uns die Welt offen. Ich bin mir sicher, dass, wenn wir beide gesund bleiben, wir mit unserer BIJOU alle Weltmeere bereisen können. Drückt uns die Daumen, dass die Pandemie uns diesen Traum nicht nimmt.